In der Talsohle eingebettet zwischen Wiesen und Wald liegt unweit des Flusses Werra das ehemalige Kloster Trostadt. Der Künstler Gerhard Renner (*1951) hat die idyllische Lage des ehemaligen Prämonstratenserinnen-Klosters in seinem querformatigen Aquarell eingefangen. Die insgesamt ruhige Bildwirkung hat der Künstler durch dezente Farben und einen dreizonigen Bildaufbau erreicht. Das untere Drittel des Bildes zeigt im Vordergrund helle Felder und Wiesen. Im oberen Bilddrittel erstreckt sich der wolkenlose ruhige Himmel. Der Blick wird gelenkt auf das mittlere Bilddrittel, in dem sich Kloster Trostadt und der dahinter gelegene dichte Wald über die gesamte Breite des Bildes
erstrecken. Wir blicken von Osten auf den Dreiecksgiebel der früheren Klosterkirche, erkennbar an dem kleinen Glockenturm, der sich als Giebelreiter über der abgewandten Westfassade erhebt. Im rechten Winkel zur Kirche erstreckt sich nach rechts ein hellrotes Dach über einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude. An die baulichen Reste der einstigen Klosteranlage schließen in der linken Bildhälfte weitere, von einzelnen Bäumen umgebene Bauten des Ortes an, wie das ehemalige Forstamt, die Klostermühle und Wohnhäuser.
Die Geschichte des Prämonstratenserinnen-Klosters Trostadt ist eng mit der Geschichte Kloster Veßras verbunden. Das Prämonstratenser-Kloster Veßra wurde 1131 als Doppelkloster für Männer und Frauen gegründet. Bei einem Brand 1175 war besonders der Bereich der Frauen betroffen, so dass eine neue Bleibe für sie gefunden werden musste. 1177 erfolgte schließlich der Umzug der Prämonstratenserinnen von Kloster Veßra in das 6 km entfernt gelegene neu gegründete Prämonstratenserinnen-Kloster Trostadt. Im Jahr 1182 wurde die Klosterkirche geweiht. Trostadt gilt als eine der ältesten Ansiedlungen im oberen Werratal und im Südthüringer Raum. Heute befindet sich die ehemalige Klosteranlage in Privatbesitz.
Der Künstler Gerhard Renner hat sein Bild mit dem Titel „Kloster Trostadt“ in der freien Natur angefertigt. Ein gutes Dutzend seiner vor Ort in Trostadt und in Kloster Veßra entstandenen aquarellierten Zeichnungen finden sich im Sammlungsbestand des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. Gerhard Renner, 1951 in Sonneberg geboren, arbeitete nach einem Mathematik- und Kunsterziehungsstudium in Erfurt für viele Jahre als Lehrer. Zugleich gab der Autodidakt seit 1982 Zeichen- und Malkurse für Kinder und Erwachsene und ist seit 1986 als freiberuflicher Maler tätig. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst neben aquarellierten Landschaftszeichnungen auch Stillleben und Portäts in Ei-Tempera- und Ölfarben. Seine Werke bestechen durch präzise Naturbeobachtung
und ausgewogene Farb- und Bildkompositionen. Im KunstRaum des Hennebergischen Museums Kloster ist derzeit in der Sonderausstellung Gerhard Renner „…Verbunden sein“ eine Auswahl von über 30 Werken des bedeutenden Südthüringer Künstlers zu sehen.
Dr. Meike Leyde
Kloster Trostadt, 6.3.2007
Gerhard Renner (*1951)
Aquarellierte Zeichnung
22 cm x 31,7 cm
HMKV, Inv.-Nr. I 149
Literatur und Quellen:
http://www.gerhardrenner.de/
Abe, Siegfried: Trostädter Chronik. Geschichte einer der ältesten Ansiedlungen im oberen Werratal und im Südthüringer Raum, Trostadt 2013.