Ein Rembrandt, ein Dürer und ein Rubens! In der Sammlung des Hennebergischen Museums Kloster Veßra werden alte Meister bewahrt: Die weltbekannten Maler halten als Bezeichnungen für die ersten Fernsehapparate der DDR aus den 1950er Jahren her.
Als Objekt des Monats November zeigen wir unseren Rembrandt, Typ FE 852 E. Er ist ein fast 40 kg schweres Kleinmöbelstück, das durch sein formschönes Gehäuse aus furniertem Nussbaumholz ein Hingucker im heimischen Wohnzimmer gewesen sein muss. Allerdings war er mit einem Preis von 1300 Mark sehr kostbar und für nur wenige erschwinglich. Ursprünglich entwickelt für den Verkauf in die Sowjetunion als Reparationszahlung, kam der „Rembrandt“ 1953 ausschließlich in den Einzelhandel der DDR. Es war der erste vollständig in der DDR konzipierte Fernseher. Bis 1956 wurden über 42.000 „Rembrandt“-Geräte im VEB Sachsenwerk in Radeberg hergestellt.
Die Gehäuseform ist durch abgerundete Ecken und Kanten geprägt sowie durch die versatzartig herausgehobene Oberseite. Die verglaste Bildfläche misst 18 cm x 24 cm, ist also nicht größer als ein DIN A4-Blatt. Sie ist von einem doppelten Rahmen mit abgerundeten Ecken eingefasst: einem außen aufgesetzten Rahmen aus dunkelbraunem Kunststoff und einem innenliegenden breiten Rahmen aus goldfarbenem Kunststoff mit Prägeschrift „Sachsenwerk“ im unteren Rand. Über die Fläche um die Bildröhre ist ein beigefarbener, gemusterter Stoff gespannt, hinter dem sich ein Lautsprecher verbirgt. Unten rechts ist auf den Stoff der Schriftzug „Rembrandt“ in Kunststoff appliziert. Mit vier dunkelbraunen Kunststoff-Drehknöpfen am unteren Holzrahmen konnten die Sender – neben Fernsehprogrammen auch UKW-Kanäle – und die Lautstärke eingestellt werden.
Heutzutage können wir rund um die Uhr Filme streamen und über einen Laptop oder eine Großleinwand mittels Beamer Kino in unser Wohnzimmer holen. 1953, als der „Rembrandt“ mit kleiner Bildfläche im klobigen Gehäuse auf den Markt kam, wurde täglich ab 20 Uhr für nur zwei Stunden Programm gesendet: das am 21. Dezember 1952 zu Stalins Geburtstag gestartete, staatlich gelenkte, erste Versuchsprogramm der DDR. Auf das Versuchsprogramm folgte ab 1956 ein reguläres DDR-Fernsehprogramm und ab 1969 gab es neben DFF1 auch noch DFF 2. Geschaut wurden indes bei entsprechendem Empfang außerdem westliche Fernsehsendungen. Die Anzahl der Haushalte mit einem Fernseher stieg ab Mitte der 1960er Jahre von 53 % bis 1980 auf über 100 %.
Unser Rembrandt aus den 1950er Jahren ist ein wahres Meisterwerk. Er steht am Beginn der Fernsehgeschichte der DDR und ist somit ein Schlüsselwerk der Alltags- und Mediengeschichte der DDR.
Dr. Meike Leyde
Fernseher „Rembrandt“ Typ: FE 852 E, 1953–1956
VEB Sachsenwerk Radeberg
Material: Nußbaumholz, furniert; Kunststoff; Metall; Stoffgewebe
Maße: Höhe 43 cm, Breite: 67 cm, Tiefe 43 cm
HMKV, Inv.-Nr. III 512
Literatur
Ein echter Rembrandt im DDR-Museum!!!, https://www.ddr-museum.de/de/blog/archive/ein-echter-rembrandt-im-ddr-museum (aufgerufen am 31.01.2023)
Graf Adelmann V.A., Quirin/Freiherr von Godin, Gordon/DDR Museum: DDR in Objekten / GDR in objects – 1949–1990 – Bd. 1: Alltag, Heim, Konsum / Daily life, home, consumption, Berlin 2020, S. 307, 332–333.
III 512 (1)
III 512 (2)
III 512 (3)