Als im Jahr 2016 die Dreharbeiten für den zauberhaften Kinofilm „Die kleine Hexe“ (2018 Kinostart) im Museum Kloster Veßra stattfanden, kam hinter den Kulissen der kleine Schweinestall aus Schalkau im Fachwerkensemble des Museums ganz groß raus. Er diente, wie hier im Foto zu sehen (Abb. 1-2), zeitweilig als Stall für die im Film vorkommende Wollschweinsau, die von einigen Museumsmitarbeiterinnen auch „die schöne Helena“ genannt wurde.
Nicht nur als Nachtstall für die berühmte Statistin aus dem Kinofilm „Die kleine Hexe“ lohnt es, das Gebäude näher anzuschauen. Insbesondere als bauliches Zeugnis für den Wandel der Schweinehaltung im 19. Jahrhundert verdient das kleine landwirtschaftliche Nebengebäude unsere Beachtung. Ursprünglich stand der gut erhaltene Schweinestall in Schalkau im Landkreis Sonneberg (Abb. 3). Im Jahr 1999 wurde das Gebäude fachgerecht abgebaut, ins Museum verbracht und 2001 an seinem heutigen Standort im Museum neben dem Fachwerkhaus aus Witzelroda wieder aufgebaut.
Der in der Grundfläche circa 3,90 m x 2,10 m messende Bau (Abb. 4-6) besteht aus zwei brusthoch gemauerten Schweinebuchten und einem darüber gesetzten holzverkleideten Fachwerkaufsatz mit Pultdach als Bergeraum für Holz und Reisig. Die beiden Schweinebuchten sind aus sorgfältig behauenen Sandsteinquadern gemauert, die für die Translozierung wie alle Bauteile durchnummeriert wurden, um sie im Museum wieder aufbauen zu können (Abb. 7). Jede Schweinebucht weist zwei durch Holztüren mit schmiedeeisernen Riegeln verschließbare Öffnungen auf: eine Tür zum Ein- bzw. Auslassen der Tiere und eine Öffnung mit Futtertrog.
Der über die Ställe vorkragende, verbretterte Fachwerkaufsatz zur Lagerung von Holz und Reisig ist durch Türen von vorne oder von der Seite über eine Leiter zugänglich. Die Art der Holzverbindungen und der relativ große Abstand der Stützen lassen auf ein hohes Alter der Fachwerkkonstruktion schließen. Eine im Jahr 2006 durchgeführte dendrochronologische Untersuchung, bei der durch die Entnahme von Bohrkernen aus dem Fichtenholz und durch Ausmessen der Jahrringe des Holzes das Fälljahr 1826 ermittelt wurde, lieferte die Grundlage für die genaue Datierung auf das Jahr 1846 – unter Berücksichtigung einer angenommenen Liegezeit des Holzes von 20 Jahren.
Bei dem Schweinestall aus Schalkau handelt es sich um ein typisches in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtetes Bauwerk. Die zuvor zur Eichelmast in den Wald getriebenen Schweine wurden nunmehr in kleinen Ställen gehalten, damit sie durch möglichst wenig Bewegung und Fütterung schnell Speck ansetzten. Die Ställe waren entweder in Scheunen integriert oder wie unser Bauwerk aus Schalkau separat auf dem Hof errichtet als eine Kombination aus Fachwerk und Massivbau mit Schweinebuchten.
Der Kinofilm „Die kleine Hexe“ mit der Wollschweinsau, die einst in unserem Schweinestall aus Schalkau untergebracht war, wird übrigens zum Familientag am 6. November bei uns im Museum gezeigt. Vielleicht erkennt ihr neben dem Stall auch noch andere Gebäude unseres Fachwerkensembles im Film wieder. Der Familientag steht unter dem Thema „Hexenzauber und Märchenhaftes“. Weitere Informationen dazu findet ihr auf unserer Homepage https://museumklostervessra.de/event/familientag-2. Kommt doch vorbei und schaut euch bei der Gelegenheit gleich den Schweinestall aus Schalkau an.
Dr. Meike Leyde
Schweinestall aus Schalkau/Landkreis Sonneberg, 1846
1999 aus Schalkau umgesetzt
2001 wiederaufgebaut im Museum Kloster Veßra
Massivbau (Sandstein), Fachwerkaufbau (Fichtenholz)
HMKV
Literatur
Eißing, Thomas: Dendrochronologischer Bericht Hennebergisches Museum Kloster Veßra Schweinestall, Typescript 29.11.2006 (Archiv Museum Kloster Veßra).
Zschäck, Franziska/Lieberenz, Torsten (Hg.): Balken, Bohlen, Wellerwände – Ländliches Bauen in Thüringen (Schriften der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen, Sonderband 1), Hohenfelden 2021, S. 30-31.

Abb. 3

Abb. 7

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 6