Das Objekt des Monats Februar steht im Zeichen des Wintersports. In diesem Winter sind die Auswirkungen des Klimawandels erneut deutlich spürbar. Geschneit hat es zumindest in unserer Region nur an wenigen Tagen und das Ausbleiben anhaltenden Frosts macht das Schlittschuhlaufen in der Natur unmöglich. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen zeigen wir als Objekt des Monats Februar die Klammerschlittschuhe des VEB Trusetal-Werk. Können wir damit Ihre Erinnerungen an fröhliche Schlittschuhrunden auf dem Eis wecken?
Die metallenen Gleituntersätze waren schnell unter die Winterschuhe geschnallt. Eine mit Metallklammern versehene Trittvorrichtung unter der Hacke und eine vorn unter der Sohle genügten, um die 0,5 cm schmalen Stahlkufen unter den Schuhen zu befestigen. Mit Hilfe von zwei Schraubzwingen und eines Vierkantschlüssels konnten sie dem jeweiligen Schuh angepasst werden.
Die lange Schiene mit leichter Längskrümmung ist an der vorderen Spitze mit Zacken zum kräftigen Abstoßen versehen. Auf der Trittvorrichtung für die Sohle vorne ist in das Metall die Angabe „L“ bzw. „R“ für Links bzw. Rechts gestanzt sowie die Größenangabe „24 cm“. Darunter findet sich das gestanzte Firmensignet des VEB Trusetal-Werk: Auf einer Kufe steht ein Schneemann mit Zylinder und mit großer Schere unter dem Arm, darunter ist der Schriftzug „TRUSETAL“ zu lesen. In Trusetal im Thüringer Wald geht die Eisenverarbeitung bis ins 14. Jahrhundert zurück. Der VEB Trusetal-Werk wurde 1948 durch Enteignung der Metallwarenfabrik Albert Winges Trusetal gegründet. Die Schere unter dem Arm des Schneemanns im Firmensignet verweist auf die Scherenproduktion des Betriebs ab 1952. Schlittschuhe wurden bereits ab 1950 hergestellt. Bis 1967 findet sich auf den Schlittschuhen des VEB Trusetal-Werk das Schneemann-Logo. Anschließend löste ein von Lutz Rudolph entworfenes neues Firmensignet in Form eines Vierpass‘ den Schneemann ab. 1970 ging der Betrieb über in den VEB Sportgeräte Schmalkalden, ab 1976 VEB Kombinat Sportgeräte Schmalkalden. Mit dem Ende der DDR wurde sowohl die Scherenproduktion in Trusetal eingestellt, als auch die Herstellung der Trusetaler Klammerschlittschuhe beendet. Der Betrieb wurde durch die Treuhand stillgelegt.
Neben dem Schliff der Kufen ist der feste Sitz der Klammerschlittschuhe am Schuh Voraussetzung für unbeschwertes Eislaufen. Durch zu viel Schlittschuhlaufen, so wird über die Trusetaler Klammerschlittschuhe berichtet, hätten jedoch die Winterschuhe gelitten und die Sohlen sich durch das Festschnallen der Gleituntersätze verformt oder gar gelöst. „Absatzreißer“ und „Schraubendampfer“ wurden die Trusetaler Klammerschlittschuhe deshalb genannt. Auch der letzte Schliff bzw. Hohlschliff zum guten Schlittschuhlaufen habe den Klammerschlittschuhen aus Trusetal gefehlt.
Klammerschlittschuhe, um 1960–1967
VEB Trusetal-Werk (1948–1969), Trusetal/Thür.
Metall, gesägt, genietet, gestanzt
Höhe: 6 cm, Breite: 30 cm, Tiefe: 11 cm (I 425 a-b)
Höhe: 5 cm, Breite: 6 cm, Tiefe: 1 cm (I 425 c)
HMKV, Inv.-Nr. I 425 a-c
Literatur
Geithner, Michael: Absatzreißer aus Trusetal, 2.12.2017, https://www.ddr-museum.de/de/blog/2017/absatzreisser-aus-trusetal (aufgerufen am 27.10.2022).
Messerschmidt, Jürgen: Email vom 22.01.2023 (Dokumentation Museum Kloster Veßra).