
„Sandmann, lieber Sandmann,
es ist noch nicht soweit,
wir sehen erst den Abendgruß,
ehe jedes Kind ins Bettchen muß –
du hast gewiß noch Zeit. […]“
Haben Sie die dazugehörige Melodie auch noch im Kopf? Mit dem 1959 von Wolfgang Richter komponierten Lied (Text von Walter Krumbach) beginnt die beliebte und legendäre Kinderfernsehsendung „Unser Sandmännchen“, die jeden Abend zahlreiche Kinder auf das Zubettgehen vorbereitet. Das Sandmännchen übernimmt das Erzählen einer Gutenachtgeschichte und verstreut anschließend eine Handvoll Schlafsand für schöne Träume.
Die erste Folge von „Unser Sandmännchen“ wurde am 22. November 1959 im DFF (Deutschen Fernsehfunk) gesendet. Der Erfolg der vom RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) produzierten Serie war enorm. Während man die westdeutsche Produktion „Sandmännchen“ des SFB (Sender Freies Berlin) 1989 einstellte, wurde die ostdeutsche Kinderserie „Unser Sandmännchen“ als einzige des DDR-Fernsehens in das bundesdeutsche Fernsehen übernommen. Sie wird weiterhin vom RBB produziert und ist heute im KiKA, RBB und MDR zu sehen. „Unser Sandmännchen“ gehört zum täglichen Abendritual bei über einer Millionen Zuschauern.
Ein literarisches Vorbild hat das Sandmännchen in Christian Andersens Märchen „Der Sandmann“ (im dänischen Original Ole Lukøje, Ole Augenschließer), der statt des Schlafsandes den Kindern süße Milch in die Augen spritzt, so dass sie still sind und er Ihnen Geschichten erzählen kann.
Die Sandmännchen-Puppe für die Fernsehsendung entwickelte der Puppengestalter und Regisseur Gerhard Behrendt (1929–2006). Behrendt schuf eine Puppe, die sowohl kindlich wirkt, als auch Charakteristika eines weisen, alten Mannes hat. Zu erkennen ist das Sandmännchen an seinem kindlichen Gesicht mit schwarzen Knopfaugen, an seinem langen weißen Bart, seiner Zipfelmütze und – seit 1962 – seinem Traumsand-Säckchen. Vor 1962 war das Sandmännchen noch mit einem Eimerchen und Schaufel unterwegs.
Die hier gezeigte Sandmännchen-Puppe aus dem Bestand des Hennebergischen Museums Kloster Veßra ist in den 1970er Jahren passend zur Kultsendung entstanden. Die Kunststoff-Puppe hat bewegliche Gliedmaßen und einen drehbaren Kopf. Das Sandmännchen mit charakteristischen weißen Haaren und weißem Ziegenbart trägt ein weißes Hemd, eine rote Cordhose mit Hosenträgern, eine hellblaue Jacke mit weißen Kunststoffknöpfen, eine hellblaue Zipfelmütze und einen an der Jacke befestigten schwarzen Umhang. An den Füßen sitzen Schnabelschuhe aus rot-weißem Kunststoff. Um sein rechtes Handgelenk hängt der Schlafsandsack aus blumigem Baumwollstoff. Die beiden Kinder der vormaligen Eigentümerin haben mit der Sandmännchen-Puppe gespielt, bevor sie unserem Museum geschenkt wurde. Den Stoffbeutel hatte die Oma für das Sandmännchen genäht.
Haben Sie auch noch eine Sandmännchen-Puppe zuhause?
„[…] Kinder, liebe Kinder,
das hat mir Spaß gemacht!
Nun schnell ins Bett und schlaft recht schön, dann darf auch ich zur Ruhe gehen,
ich wünsch‘ euch gute Nacht!“
Literatur
Classen, Christoph: Das Sandmännchen, in: Sabrow, Martin (Hrsg.): Erinnerungsorte der DDR, München 2009, S. 342-350.
Petzold, Volker: Das Sandmännchen – alles über unseren Fernsehstar, Hamburg 2009.
Sandmännchen-Puppe, 1970er Jahre
Kunststoff, Kunstfaser, Baumwolle
Höhe: 29 cm, Breite: 12 cm, Tiefe: 9,5 cm
HMKV, Inv.-Nr. III 1319
