Das Hennebergische Museum Kloster Veßra war einst Ort des katholischen Glaubens. 1131 gründeten die Grafen von Henneberg an dieser Stelle ein Kloster. Etwa 450 Jahre lebten hier Prämonstratenser-Chorherren, deren Lebensweise stark denen von Mönchen gleicht. Die Klosterzeit endete mit der Reformation im Henneberger Land in den Jahren 1543/44 bis 1573.
Der Orden der Prämonstratenser entstand 1121 in Prémontré bei Laon in Frankreich. Während der Orden zu seiner Blütezeit über 600 selbstständige Klöster zählte, gibt es heute noch etwa 80 Häuser weltweit mit etwa 1300 Mitgliedern.
Bis heute lassen sich Ordensangehörige mit Hilfe ihres charakteristischen Gewandes – dem Habit – ihrer jeweiligen Gemeinschaft zuordnen. Der Habit der Prämonstratenser-Chorherren hat sich seit der Frühzeit des Ordens nur wenig verändert. Er besteht aus einem weißen, bodenlangen Gewand mit einer durchgehenden Knopfreihe auf der Vorderseite. Darüber wird das Skapulier getragen, zwei breite, ebenfalls weiße und bodenlange Stoffstreifen über Bauch und Rücken, die an der Hüfte von einem breiten Stoffgürtel mit herabhängenden Enden zusammengehalten werden. In manchen Gemeinschaften gehört noch ein Capuzium dazu, womit ein vorne offener Schulterüberwurf mit einer kleinen (Zier-)Kapuze gemeint ist, der etwa bis zur Ellenbeuge reicht. Gelegentlich tritt die ähnlich gestaltete Mozetta an die Stelle des Capuziums, die jedoch vorne geschlossen ist und keine Kapuze aufweist. Das Birett, eine vierkantige Kopfbedeckung mit vier „Hörnern“ und mittig applizierter Quaste, wird gegenwärtig nur noch selten benutzt. Seinen Ursprung hat der weiße Habit aller Wahrscheinlichkeit nach in der Gewohnheit des Ordensgründers Norbert von Xanten, sich dem Armutsideal seiner Gemeinschaft gemäß nach Art der einfachen Menschen seiner Zeit zu kleiden. Diese trugen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts meist ein einteiliges Gewand aus unbehandelter, also in der Regel weißer Schafwolle. Gleichzeitig steht die Farbe Weiß in der christlichen Symbolik seit jeher für makellose Reinheit, was bis in die Gegenwart zu den unterschiedlichsten Deutungsansätzen bei der Erklärung des weißen Habits führt. Diese reichen von der Mahnung an die Ordensleute zu einem tadellosen Lebenswandel, über den Hinweis auf die besondere Verehrung der unbefleckten Gottesmutter, bis zur Identifikation mit biblischen Gestalten, als deren besondere Kennzeichen leuchtend weiße Gewänder genannt werden.
In der Sonderausstellung „Weiße Mönche im grünen Tal“ 2021 war der Habit, welcher einst von einem Ordensbruder der Abtei Windberg getragen wurde, zunächst als Leihgabe zu sehen. Im Nachgang der Ausstellung stellte ihn die Abtei dem Hennebergischen Museum Kloster Veßra als Schenkung für die Sammlung zur Verfügung, womit das Objekt des Monats Februar 2022 einer der aktuellsten Neuzugänge der Sammlung ist. Das Museumsteam ist sehr dankbar für diesen Neuzugang, der als originale Ordenstracht eines Prämonstratenser-Chorherren eine eklatante Sammlungslücke schließt.
Dr. Patrick Melber
Laura Körnig
Habit eines Prämonstratenser-Chorherren aus der Abtei Windberg
Rita Solcher (*1966), 2011
Wolle, Polyester, genäht
Höhe: 156 cm, Breite: 32 cm
HMKV, Inv.-Nr. I 350 a-f

Literatur- und Quellenangaben:
Krahnert, Claudia/Melber, Patrick (Hrsg.): Weiße Mönche im grünen Tal. Die Prämonstratenser in Kloster Veßra, Kloster Veßra [im Druck].
Wölfing, Günther/Badstübner, Ernst (Bearb.): Kloster Veßra. Amtlicher Führer (Reihe Amtliche Führer der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten), Rudolstadt/Berlin 2003.
https://kloster-windberg.de/orden (aufgerufen am 3.1.2021).