Es ist Advent! Im Hennebergischen Museum Kloster Veßra werden das Westportal und die Vorhalle der Klosterkirchenruine festlich erleuchtet von einem pyramidenförmigen Räderbaum. Er war Teil der vorweihnachtlichen Illumination zum ersten Adventsmarkt in unserer malerischen Museumsanlage. Wir schwelgen noch in Erinnerung an ein gelungenes und stimmungsvolles Adventswochenende, zu dem zahlreiche Besucher:innen kamen.
Der Räderbaum ist unser Objekt des Monats Dezember. In dem Social-Media-Format stellen wir für gewöhnlich jeden Monat ein Objekt aus unserer Museumssammlung vor. Zum ersten Mal sehen Sie hier ein Objekt, dessen Bestandteile einmal Teil unserer Museumssammlung waren, es aber nicht mehr sind, da sie entsammelt werden mussten. Vom Sammeln und Entsammeln handelt dieser Beitrag, in dem Sie einen Einblick in unsere Sammlungsarbeit und die Herausforderungen im Umgang mit der Museumssammlung bekommen.
Der Räderbaum besteht bei genauerem Hinsehen aus sechs einzelnen Wagenrädern, die ursprünglich zu verschiedenen Leiterwägen gehörten und der Größe nach zu einer Art Pyramide übereinandergestellt und beleuchtet wurden. Die Wagenräder wurden vor Jahrzehnten unabhängig voneinander als einzelne Räder in unsere Museumssammlung aufgenommen und im Depot abgestellt. Über die Jahre kamen weitere Wagenräder hinzu. Heute stehen wir vor einem großen Wagenradlager. Abgesehen von den einzelnen Rädern haben sich die Objekte, wie Leiterwägen und Karren, zu denen sie vermutlich einmal gehörten, nicht erhalten. Es ist auch nicht dokumentiert, aus welchem Zusammenhang die Räder stammen. Die Menge der übernommenen Einzelräder ist groß, so groß, dass wir schon aus Platzgründen nicht alle in der Museumssammlung halten können.
Wie sollen wir als Museum mit Objekten umgehen, die unvollständig sind, deren Herkunft schlecht bis gar nicht dokumentiert ist, deren Aussagewert gering oder Erhaltungszustand sehr schlecht ist?
Für eine gute Museumssammlung ist eine Sammlungsüberprüfung wichtig. Jedes Objekt wird eingehend geprüft. Die Wagenräder besitzen kaum Dokumentationswert, es gibt keine Informationen darüber, wo sie herkommen (Provenienz). Zudem ist unsere Wagenradsammlung vollständig.
Daher muss nun entsammelt werden. Doch was bedeutet Entsammeln? Zunächst ist das nicht mit Entsorgung gleichzusetzen. Sondern man prüft, ob die Objekte zurück an den Schenker übergeben werden können, ob andere Museen Interesse haben könnten oder aber wie im Fall des Räderbaums, die Objekte eine neue Funktion erhalten.
Die sechs Wagenräder sind entsprechend den Richtlinien zur Deakzession (Entsammeln) entsammelt und direkt neu verwendet worden. Unser Schreinermeister Hans-Joachim Frühauf hat aus den Rädern den pyramidenförmigen, illuminierten Baum errichtet. Der Räderbaum soll im Sinne der Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren den klassischen Weihnachtsbaum auf unserem Museumsgelände ersetzen und unser Hauptgebäude – die Ruine der Stiftskirche St. Marien – in Weihnachtsstimmung versetzen.
Haben Sie den Räderbaum beim Adventsmarkt gesehen und fotografiert? Schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Räderbaum und senden Sie uns Ihre Fotos zu.
Wir sammeln nachhaltig!
Dr. Meike Leyde
Räderbaum, 2023
Holz, Metall, Lichterkette
Höhe: 2,33 m, Durchmesser: 1,25 m
HMKV