„Es ist nicht unbedingt erforderlich als Museologe verrückt zu sein, aber es hilft!“ Als ich am 1. April 2020 die Leitung des Hennebergischen Museums Kloster Veßra übernommen habe, standen mein Museums-team und ich auch gleich vor einer gemeinsamen Auf-gabe. Die Jubiläumsausstellung musste vorbereitet und 45 Objekte gefunden werden, an denen wir die 45 Jahre des Museums in Kloster Veßra erzählen können. Auf meiner Entdeckungstour durch die Räume und Gänge des Museums fiel mir, versteckt hinter Bilder-rahmen, Schildern und Kartonagen, dieses humorvolle, handgeschriebene Schild in die Hände. Ein Blick ge-nügte, um zu wissen, dass dieses Schild nicht im Rah-men einer Ausstellung entstanden sein konnte, son-dern es sich eher um ein Relikt eines liebevoll gemein-ten Scherzes zwischen Kolleg*innen handeln musste.
Dieser bekannte Sinnspruch – allgemein meist wie folgt lautend: „Es ist nicht unbedingt erforderlich verrückt zu sein, um hier zu arbeiten, aber es hilft!“ – findet häufig in beruflichen Kontexten Anwendung, in denen vielfältige und ausgefallene Tätigkeitsfelder aufeinandertreffen, in denen die Dinge nicht immer nach Plan verlaufen und immer wieder kreative Ideen und Lösungen erfordern. So können auch die Tätig-keitsfelder von Museolog*innen sehr vielfältig sein.
Sie verwalten die Sammlung eines Museums, sie erforschen einzelne Sammlungsobjekte, sie erarbeiten Ausstellungprojekte und setzen diese um. Um all den Herausforderungen und Facetten des Museumsalltags gerecht zu werden, ist eine große Portion an Neugier, Flexibilität und Kreativität zwingend erforderlich. Und natürlich hilft es auch, etwas verrückt zu sein, um immer wieder tolle Ausstellungsideen zu entwickeln oder vermeintlich unlösbare Projekte zu realisieren.
Der von der Dekorateurin und Magazinverwalterin Christa Stüß (1976 – 2017 im Museum tätig) mit schwungvoller Schreibschrift auf ein Restholzstück angebrachte Leitspruch war einst als kleines Geschenk für ihren Kollegen, den Museologen und Kunst-historiker sowie späteren Direktor des Museums, Siegmar Banz (1978 – 1995 im Museum tätig), bestimmt. Zu seinen vermeintlich unrealisierbaren Projekten und Ideen gehörte unter anderem die Wiederinbetriebnahme der Wasserturbine, die heute den für das Museum benötigten Strom herstellt. Auch die Wiederentdeckung und Sanierung der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Torkirche ist seinem Forscherdrang zu verdanken. Auf ihn zurückzuführen ist ebenso die wissenschaftliche Katalogisierung der Museumsobjekte in den 1980er Jahren.
Blicke ich als Direktorin des Museums auf, das mir vor wenigen Monaten überantwortete 20-köpfige Museumsteam, dann blicke ich mit viel Hoffnung und Zuversicht auf unser größtes Zukunftsprojekt, die Sanierung des Refektoriums, des ehemaligen Speisesaals der Chorherren, und dessen anschließen-der musealer Nutzung. Das Museumsteam ist „verrückt“ genug, an das Gelingen dieses Projektes zu glauben, und das kann der erste Schritt zu dessen Verwirklichung sein.
Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie am 23.02.2021 in einem anderen Beitrag innerhalb unserer Jubiläumsausstellung.
Schild mit handgeschriebenem Spruch
Sperrholz, Latexfarbe
Höhe: 13 cm, Breite: 97,5 cm, Tiefe: 0,5 cm
Schriftzug
Höhe: 7,5 cm, Breite: 39 cm
HMKV
Autorin: Claudia Krahnert, Direktorin