Das Hennebergische Museum Kloster Veßra besteht heute aus drei großen Themenkomplexen: die Geschichte des ehemaligen Chorherrenstifts, die Entwicklung der Landtechnik seit dem 19. Jahrhundert und das Fachwerkensemble, in dem anhand von umgesetzten Fachwerkhäusern regionale Bautradition sowie ländliche und bäuerliche Lebensweisen präsentiert werden.
Bereits zur Gründung des Museums 1975 wurde diese thematische Dreiteilung festgelegt, ohne jedoch eine detaillierte Konzeption zur Gestaltung der drei Themenbereiche entwickelt zu haben. Auch aus der Grundkonzeption von 1977 gingen für den Abschnitt der Freilichtausstellung noch keine konkreten Pläne hervor, da der Fokus auf der Realisierung einer ersten Ausstellung zum Bauernkrieg im Turmzimmer der Kirche und einer Ausstellung zur Agrarpolitik der SED im Ostteil des Geländes gelegen hat. Erst die von Dr. Günther Wölfing 1979 vorgelegte Konzeption beinhaltete eine genaue Auflistung möglicher umzusetzender Gebäude für den als Museumsdorf zu realisierenden Freilichtteil. Genauere Vorstellungen wurden jedoch noch nicht formuliert. Auch die Museumskonzeption von 1984 brachte für den Bereich des Museumsdorfes noch keine detaillierte Planung mit sich.
Die hier vorgestellte Abhandlung „Konzeption zur weiteren Gestaltung der Freilichtausstellung des Agrarhistorischen Museums Kloster Veßra“ beinhaltet einen detaillierten Vorschlag zu Weiterentwicklung des entstehenden Fachwerkensembles. Die im April 1988 als Abschlussarbeit an der Fachschule für Museologie in Leipzig eingereichte Abhandlung,
stammt aus der Feder von Christine Hartung, die noch immer als Museologin das Museumsteam mit ihrer langjährigen Erfahrung bereichert. Bereits seit 1982 im Museum tätig, absolvierte Christine Hartung von 1984 bis 1988 ein Fernstudium zur Museologin. Während ihres Fernstudiums vor Ort betreut und auch bei der Erstellung der Abschlussarbeit unterstützt, wurde sie von Sigmar Banz, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter und späteren Direktor des Museums.
Zusammen mit ihrem Mentor verfasste Christine Hartung ein detailliertes Konzept für die Ausgestaltung der Freilichtausstellung. So definierte sie noch einmal das Profil und die Hauptaufgaben der Freilichtaus-stellung und erarbeitete die damit verbundenen Auswirkungen auf die Forschungsarbeit und die Komplexität der Aufarbeitung der ländlichen Kulturgeschichte Südthüringens. Die Verfasserin zeigte auch auf, dass sich die Vielschichtigkeit der inhaltlichen Aussagen auch auf die weiteren Bereiche der Museumsarbeit – Sammeln, Bewahren und Ausstellen – auswirken. Im Hauptteil der Arbeit stellt sie ihre Idee zum einen der Positionierung der umgesetzten Häuser und die Gestaltung ihrer Umgebung vor. Zum anderen legt sie einen genauen Plan für die Inneneinrichtung der Fachwerkhäuser vor, um den Forderungen der Grundkonzeption nach Darstellung des ländlichen Alltagslebens in Südthüringen gerecht zu werden. Zur Konzeption der Freilichtausstellung bietet Christine Hartung in ihrer Arbeit zusätzlich eine Zusammenstellung museumspädagogischer Projekte und Maßnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit an.
Mit diesem Konzept schuf Christine Hartung 1988 eine Diskussionsgrundlage für eine weitere Neufassung der Gesamtkonzeption des Agrarhistorischen Museums Kloster Veßra. Heute ist Christine Hartung die dienstälteste Mitarbeiterin und somit das wandelnde Lexikon für Museumsgeschichte und Museumsgeschichten. Sie weiß genau, welche ihrer vor 33 Jahren formulierten Ideen in die Realität umgesetzt wurden und welche sich aufgrund des politischen Wandels nach der Wende in Luft aufgelöst haben. Besonders für unsere Jubiläumsausstellung war sie eine wertvolle Quelle und Zeitzeugin.
Ihre Abschlussarbeit bietet, weil noch zu DDR-Zeiten entstanden, auch einen hervorragenden Einblick in die politisch-ideologische Funktion, die das Museum in der DDR zu erfüllen hatte. Doch das ist eine andere Geschichte, die wir zu erzählen uns für das 50. Jubiläum des Museums vorgenommen haben.
Abschlussarbeit „Konzeption zur weiteren Gestaltung der Freilichtausstellung des Agrahistorischen Museums Kloster Veßra“ Christine Hartung, vorgelegt am 30. April 1988 in der Fachhochschule für Museologie Leipzig
Pappe, Papier
Höhe: 30 cm, Breite: 21 cm, Tiefe: 2,3 cm
HMKV, AI 1 1989-77
Autorin: Claudia Krahnert / Direktorin