Als Objekt des Montas Dezember zeigen wir eine Auswahl gläsernen Christbaumschmucks aus Lauscha. Es ist „der schönste Schmuck für unser schönstes Fest“, so beschrieb ihn 1897 der Chronist der Stadt Lauscha. Alljährlich wurden die bunten Kugeln (Abb. 1), die Glasperlenkette (Abb. 2) und die gläserne Christbaumspitze (Abb. 3) effektvoll an einem Weihnachtsbaum dekoriert. Zusammen mit dem Licht brennender Kerzen verlieh der gläserne Schmuck dem grünen Nadelbaum einen schillernden Glanz. Ein kostbares, winterliches Glitzern verbreitete sich in der guten Stube.
Als unmittelbare Vorläufer des gläsernen Christbaumschmucks gelten kleine Glasperlen, die vor der sogenannten Lampe, einer mit Öl und später mit Paraffin betriebenen Flamme, zu kleinen Glaskugeln geblasen wurden. Die Glasperlenkette (Abb. 2) bildet eine frühe Form des gläsernen Christbaumschmucks. Sie besteht aus über 90, im Durchmesser nur 2 cm messenden und von innen versilberten Kugeln, die wie Perlen aufgefädelt sind. Erst mit der Zeit wurden die geblasenen Christbaumkugeln größer und dünnwandiger.
Die in einem Pappkarton verwahrten Glaskugeln (Abb. 1) unterscheiden sich in Form, Größe und im Dekor. Es gibt von innen verspiegelte, farbige und mit feinen Details bemalte Kugeln sowie zusätzlich mit Silberglimmer bestaubte. Zur Aufhängung der Kugeln sind metallene Hütchen auf die Schnittstellen der Glasspieße gesetzt worden. Zwei Kugeln sind mit sogenannten Reflexen versehen, mit dekorativen Einstülpungen, deren Relief die Lichtreflexe vervielfacht. Reflexe wurden entweder durch das Eindrücken eines kegelförmigen Stempels in die Oberfläche der heißen, formbaren Glaskugel oder, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, durch das Blasen der Kugel in entsprechende Formen hergestellt. Neben den Kugeln wurde auch figürlicher Glasschmuck, hier ein kleiner gläserner Maiskolben und ein Fisch (Abb. 1), in den Baum gehängt. Er entsteht durch das Einblasen des Glases in eine zweiteilige Hohlform. Zu den ältesten sogenannten Formsachen gehörten gläserne Nüsse, Tannenzapfen und Früchte. Sie imitierten die zuvor als Baumschmuck verwendeten echten Nüsse und Früchte. Beim Plündern des Christbaums wurde von den Leckereien genascht. Als der Brauch des Christbaumplünderns Mitte des 19. Jahrhunderts langsam aus der Mode kam, wurde folglich mehr auf wiederverwertbaren Christbaumschmuck gesetzt. Bedingt auch durch die technischen Entwicklungen des Glasblasens vor der Lampe konnte sich der gläserne Christbaumschmuck aus Lauscha weit verbreiten. Er entwickelte sich zu einem regelrechten Konsumgut, das in viele Länder, insbesondere in die USA, exportiert wurde. Die Stadt Lauscha ist für gläsernen Christbaumschmuck nahezu weltweit bekannt. Seit dem Jahr 2021 gehört der Lauschaer Christbaumschmuck zum immateriellen Kulturerbe der Unesco. Es entstehen bis heute jedes Jahr neue Formen und Dekore.
Den krönenden Abschluss des Christbaums bildete die gläserne Baumspitze (Abb. 3). Sie besteht aus einer rot-weiß bemalten, versilberten Reflexkugel, die mit leonidischem Draht, einem seit den 1870er Jahren verbreiteten spiralig gedrehten Metalldraht, umsponnen ist und von drei Glasglöckchen umgeben wird. Nach oben geht die Kugel in eine Glasspitze über, aus der weißes lockiges Feenhaar aus Glasfaser heraushängt.
Der hier gezeigte gläserne Christbaumschmuck kam mit Schenkungen privater Nachlässe in unsere Museumssammlung. Die Konvolute mit familiärem Christbaumschmuck aus unterschiedlichen Zeiten verdeutlichen, dass dieser stets wiederverwendet, teils weitervererbt und ergänzt wurde.
Wie sieht Ihr Christbaumschmuck aus? Schicken Sie uns doch ein Foto Ihres geschmückten Christbaums.
„der schönste Schmuck für unser schönstes Fest“ – gläserner Christbaumschmuck aus Lauscha
Gläserner Christbaumschmuck, Lauscha, um 1900–1970
Glas, versilbert, bemalt; Glasfaser (Feenhaar); Metall; leonidischer Draht
Maße: Baumspitze: Länge 27 cm, Breite: 7 cm; Kugeln: Durchmesser: zwischen 5,5 cm und 7 cm; Perlenkette: Durchmesser Kugeln: 2,5 cm, Länge: ca. 280 cm
HMKV, Inv.-Nr. I 399 (Glasperlenkette), III 2707 (Baumspitze), I 406 a-b und I 407 a-k (Kugeln und figürlicher Schmuck)
Literatur:
Dreßler, Gunter/Müller-Schmoß, Lothar: Lauschaer Glas. Glasgeschichte und Glasgeschichten, Untermaßfeld 2014, S. 191–214.
Steinmetz-Oppelland, Angelika: Der Pfau aus Glas. Christbaumschmuck aus dem Thüringer Wald, Weimar 2016.
Greiner-Bär, Gerhard: Der gläserne Lauschaer Christbaumschmuck – Teil 1 (Lauschaer Heimathefte), [Lauscha] 2020.
Greiner-Bär, Gerhard/Müller-Blech, Jürgen: Der gläserne Christbaumschmuck 1945–1970 (Lauschaer Heimathefte), Lauscha 2020.
Greiner-Bär, Gerhard/Müller-Blech, Jürgen/Ross, Gerd/Richter, Lothar R.: Der gläserne Lauschaer Christbaumschmuck – von 1970 bis zur Gegenwart Teil 3 (Lauschaer Heimathefte), Lauscha 2021.