Die Denkmalpflege begegnet uns bewusst wahrgenommen oder nicht in unserem täglichen Leben als materielles oder immaterielles Kulturerbe.
In einem Freilichtmuseum, wie dem Hennebergischen Museum Kloster Veßra, besitzt die Denkmalpflege mit der Bewahrung der mittelalterlichen Klosteranlage sowie den Gebäuden in hennebergisch- fränkischer Fachwerkbauweise einen hohen Stellenwert. Die erhaltenen, rekonstruierten und translozierten Baudenkmäler sowie ihre Ausstattungen geben Einblicke in die Bau- und Lebensweisen der Menschen aus vergangener Zeit.
Die erste Rechtsgrundlage zum Denkmalschutz in der DDR aus dem Jahr 1952 war die „Verordnung zur Erhaltung und Pflege der nationalen Kulturdenkmale“. Bemerkenswerterweise wurde im Europäischen Denkmalschutzjahr 1975, welches den Beginn der „modernen“ Denkmalpflege in Westdeutschland beschreibt, in der DDR ein neues Denkmalschutzgesetz erlassen. Allerdings konnte dieses Gesetz den fortschreitenden Verfall der Kulturdenkmale nicht aufhalten, sodass das Gesetz wenige praktische Folgen hatte. Währenddessen wurde in Kloster Veßra das Agrarhistorische Museum mit dem Ziel des Erhalts der mittelalterlichen Klosteranlage zur gesellschaftlichen Nutzung als Kultureinrichtung gegründet.
Im Bezirk Suhl wurde im Jahr 1978 der bezirkseigene VEB Denkmalpflege Suhl mit Sitz in Meiningen gegründet, um diese nationalen Kulturgüter zu erhalten. Angegliedert war der VEB Denkmalpflege an das Institut für Denkmalpflege der DDR Berlin. Beiden oblag die wissenschaftliche und praktische Arbeit im Bereich der Denkmalpflege.
In dem VEB wurden die Bauhauptgewerke wie Zimmerer und Steinmetz sowie Spezialwerkstätten für Möbelrestaurierung, Kunstschmiedearbeiten, Bleiverglasung, Schnitzerei und weitere versammelt.
Als Referenz der Arbeiten des Denkmalpflegebetriebes wurden Dokumentationen, wie die hier gezeigte von Dipl.-Ing. Klaus Angermüller über die Jahre 1978 bis 1983, erstellt, die die Pflege und Erhaltung der Denkmäler im Bezirk Suhl darlegten. Darin werden die Baudenkmäler jeweils mit einer Außenansicht, Detailaufnahmen der Innenräume und architektonischer Besonderheiten, Fotografien der Vorzustände sowie Angaben zur Bau- und Rekonstruktionsgeschichte vorgestellt. Die Bilder stammen von den Fotografen Peter Ruszwurm und Roland Reißig. Zu den besonders schützenswerten Objekten im Bezirk Suhl zählten das Rathaus in Suhl- Heinrichs, die alte Posthalterei und späterer Firmensitz der VEB Denkmalpflege in Meiningen, Säle im Schloss Elisabethenburg Meiningen, die Neue Hütte in Schmalkalden als technisches Denkmal und Bürgerhäuser im Bezirk Suhl, um nur einige zu nennen.
Umfangreiche Rekonstruktions- und auch Translozierungsarbeiten fanden in diesen Jahren auch im Agrarhistorischen Museum Kloster Veßra statt. Vom Verfall bedrohte Gebäude wie das Fachwerkhaus aus Witzelroda (Lkr. Wartburgkreis) und die Schmiede aus Leutersdorf (Lkr. Schmalkalden-Meiningen) wurden auf das Museumsgelände versetzt und so deren Erhalt für die nachfolgenden Generationen sichergestellt. Des Weiteren fanden Rekonstruktionen am Torgebäude, der Klosterkirche sowie der Klostermauer, dem Kornhaus (das heutige Verwaltungsgebäude des Museums) und am Neuen Pferdestall statt.
Mit der politischen Wende 1990 ging der VEB Denkmalpflege Suhl in den Nachfolgebetrieb Bau- und Denkmalpflege Meiningen e. G. über, der wiederum 2001 endgültig aufgegeben wurde.
Im heutigen Hennebergischen Museum Kloster Veßra kümmert sich seit nunmehr 32 Jahren Elvira Hanf um alle Bauangelegenheiten wie die Instandhaltung und -setzung der Fachwerkhäuser sowie die der mittelalterlichen Klosteranlage. Durch ihren Einsatz und ihr Engagement in Verbindung mit der tatkräftigen Unterstützung unserer Handwerker Kay Lefeld, Steffen Sommer und Hans-Joachim Frühauf sind die für die Besucher zugänglichen Gebäude des Museums in einem hervorragenden Zustand.
VEB Denkmalpflege Suhl 1978-1983
Pappe, Papier, Leder
Höhe: 30,5 cm, Breite: 44,5 cm, Tiefe: 2,5cm
HMKV, Bibliothek AI1-2020-16
Autorin: Denise Kirchner, Volontariat Sammlung
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