Inzwischen ein Klassiker der DDR-Alltagsgeschichte prägte die Erika-Schreibmaschine den Museumsalltag wie kaum ein anderes Objekt. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden unzählige Briefe, Schriftsätze, ganze Bücher und Aufsätze auf Schreibmaschinen getippt. Dies geschah zunächst auf rein mechanischen, dann auf elektrischen Schreibmaschinen, bis sie schließlich in den 1990er Jahren nach und nach durch den PC ersetzt wurden.
Bei dem abgebildeten Objekt handelt sich um eine Schreibmaschine daro Erika Modell 32 in einem schwarzen Lederkoffer, der mit leuchtend rotem Innenfutter ausgekleidet ist. Die Tasche im Deckel enthält die Bedienungsanleitung für die Erika-Modelle 30/40, 32/42. Die Abkürzung „daro“ steht für Datenverarbeitung, Automatisierung, Rationalisierung, Organisation.
Zum Schreiben wurde die Maschine mit Bodenplatte aus dem Koffer herausgenommen. Das Äußere der Schreibmaschine prägen ein schlichtes, zweckmäßiges Kunststoffgehäuse in gerundeten Formen sowie eine vierreihige Tastatur.
Das ohne jegliche Elektronik ausgestattete Gerät wurde 1966 vom VEB Schreibmaschinenwerk Dresden hergestellt (nach 1979 wurde der VEB in das Robotron Kombinat eingegliedert). Der Name „Erika“ geht zurück auf den Namen der einzigen Enkeltochter des Firmengründers Karl Robert Bruno Naumann der seit den 1870er Jahren bestehenden Firma „Seidel & Naumann“. Seit 1910 wurden Erika-Schreibmaschinen in unterschiedlichen Modellen produziert. Aufgrund ihrer massenhaften Produktion gilt die „Erika“ als die meistgenutzte Schreibmaschine der DDR.
Kofferschreibmaschine daro Erika Modell 32, VEB Schreibmaschinenwerk Dresden, 1966
Design: Jürgen Peters, Gerhard Schöne
Metall, Kunststoff, Leder, Stoff
Höhe: 14 cm, Breite: 34,5 cm, Tiefe: 32,5 cm (Schreibmaschine); Höhe: 15,5 cm, Breite: 37 cm, Tiefe: 38 cm (Koffer)
HMKV, Inv.-Nr. I 258
Autorin: Dr. Meike Leyde, Sammlung/Bibliothek
Weiterführende Literatur:
Günter Höhne, Penti, Erika und Bebo Sher – Klassiker des DDR-Designs, Berlin 2001, S. 244–247.
Helmut Reckzeh, Zur Industriegeschichte der Stadt Dresden von 1945 bis 1990. VEB Schreibmaschinenwerk Dresden. Ein Betrieb der VVB Büromaschinen, nachfolgend der VVB Datenverarbeitungs- und Büromaschinen, des VEB Kombinat Zentronik und VEB Kombinat Robotron, Januar 2006, Online-Ressource: https://brandenburg.museum-digital.de/data/brandenburg/resources/documents/201509/01104622878.pdf (aufgerufen am 26.11.2020).
Helmut Reckzeh, Zur Industriegeschichte der Stadt Dresden von 1945 bis 1990. Betriebsgeschichte der Vorgänger des „Schreibmaschinenwerkes“ Firma Seidel & Naumann, Dresden, Firma Clemens Müller Dresden, Januar 2006, Online-Ressource: https://robotron.foerderverein-tsd.de/SWD/robotronSWDb.pdf (aufgerufen am 26.11.2020).
Siegfried Junge u.a., robotron Entwicklung und Produktion von Erzeugnissen der Schreibtechnik im Kombinat Robotron, September 2008, Online-Ressource: http://erika-electronic.de/bilder/robotronStk.pdf (aufgerufen am 26.11.2020).
Cornelia Bauer, Kraftvolle Briefe, in: Cornelia Bauer, Peter Lauterbach, Mario Zettwitz (Hgg.), Konsum-Marken. Ein unterhaltsamer Rückblick auf das Ostprodukt 1, Meiningen ³2018 (1. Aufl. 2005), S. 40f.
Günter Höhne, DDR Design – Arbeiten, Freizeit, Ferien, Berlin 2018, S. 40–43.
Daniela Grosch, Verschwundene Dinge der DDR, Berlin 2019, S. 75.