Diese Informationstafel gehört zu den ersten Gebäudebeschriftungen des Hennebergischen Museums, die Mitte der 1990er Jahre für die Besucher*innen an den historischen Gebäuden angebracht wurden. Die umgesetzten Fachwerkhäuser und Gebäude aus der Kloster- und Domänenzeit sind nicht nur historische Kulisse auf dem Museums-gelände oder reine Hüllen für Ausstellungen, sondern selbst erhaltenswerte Baudenkmale und museale Ausstellungsobjekte mit einer eigenen Geschichte und Vergangenheit. Die Erklärtafeln ermöglichten mittels knapper Informationen auf deren Bedeutung hinzuweisen. In meiner Tätigkeit als Museologin war und bin ich seit 1993 immer wieder unmittelbar an der Erarbeitung und Verbesserung der Museumsbeschilderung beteiligt.
Bei der gezeigten Tafel handelt es sich um die Beschilderung für das in situ erhaltene und jüngste Fachwerkhaus auf dem Gelände des Freilicht-museums. Es ist im Zuge des Neubauernprogramms auf dem ehemaligen Gutshof Kloster Veßra als Neubauerngehöft entstanden und diente einer aus Ostbrandenburg, heute Republik Polen, umgesiedelten Familie als neues Zuhause.
Nach dem Auszug dieser Familie 1981 wurde das bis dahin private Wohnhaus fortan als „Ausstellungs-stück“ in die museale Präsentation integriert. Seitdem wird das Gebäude in dem Zeitschnitt der 1950er und -60er Jahre präsentiert und ist das Exponat mit dem jüngsten Zeitbezug innerhalb der verschiedenen Milieustudien des Fachwerkensembles. Teile der originalen Ausstattung, die die Familie dem Museum überlassen hat, sind in die Ausstellung übernommen worden, unter anderem das 1948 im nahegelegenen Schnett hergestellte Schlafzimmer sowie verschiedene Kleidungsstücke und Arbeitsgeräte.
Die auf dem Schild angebrachte Nummer 8 entsprach der Hausnummerierung auf dem Lageplan, mit dem sich die Museumsgäste auf dem sechs Hektar großen Areal mit seinen vielen historischen Ausstellungs-gebäuden und Gartenanlagen orientieren konnten. Die doppellagigen Kunststoff-Schilder mit ausgefräster Schrift fertigte eine Firma in Neubrunn im Landkreis Schmalkalden-Meiningen an. Da durch die Umnutzung der Gebäude, Hausumsetzungen und neue Ausstellungen immer wieder Nachbestellungen notwendig waren, legte der Firmeninhaber extra einen Vorrat des witterungsbeständigen Materials an.
2019 wurden die PVC-Schilder durch Aluminium-Dibond-Tafeln ausgetauscht, die nicht nur moderner gestaltet sind, sondern ausführlichere Texteinheiten, historische Fotografien, Zeichnungen und Grafiken bieten. Zusammen mit dem Übersichtsplan des Museumsgeländes und den beiden großen Übersichtstafeln an den Ein- und Ausgangsbereichen steht den Besucher*innen unseres Freilichtmuseums heute ein modernes Leitsystem zur Verfügung.
Haustafel Nr. 8 Neubauerngehöft
Kunststoff
Höhe: 21 cm, Breite: 30 cm, Tiefe: 0,7 cm
HMKV, Inv.Nr. I 260 a
Autorin: Christine Hartung, Ausstellungen
Weiterführende Literatur:
Uta Bretschneider, „Vom Ich zum Wir“? Flüchtlinge und Vertriebene als Neubauern in der LPG, Leipzig 2016, S. 495
Hennebergisches Museum Kloster Veßra (Hrsg.), Hennebergisches Museum Kloster Veßra – Museumsführer, Kloster Veßra 1993, S. 70-72.