Naturschutz und die Erhaltung der Pflanzenvielfalt liegen in einem Freilichtmuseum in der Natur der Sache, so zu sagen. Besonders unsere Gärtnerinnen Sigrid Niedner und Cornelia Herrmann halten mit Hingabe die Gartenanlagen des 6 Hektar großen Museumsgeländes in Schuss. Neben den historischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden gehören auch die Grün- und landwirtschaftlichen Anbauflächen zur Präsentation unseres Freilichtmuseums dazu.
Mit dem mittelalterlichen Klostergarten des ehemaligen Prämonstratenserchorherrenstifts beginnt historisch gesehen auf dem Gelände des Hennebergischen Museums die Gartenkultur. Durch jahrhundertelange Nutzung der Klosteranlage als landesherrliche Domäne nach der Säkularisation sind die Spuren der einstigen Gärten verloren. Lediglich zwei ausgegrabene Ziehbrunnen deuten auf die Lage eines Gartens im Ostgelände des Klosters hin. Jedoch existiert weder ein Plan noch eine Beschreibung der Gestaltung oder des Pflanzenbestandes, sodass das Bild des mittelalterlichen Klostergartens aus verschiedenen Quellen erschlossen wurde. Von den drei bezeugten und in den großen Klöstern vorhandenen Gartentypen wurde von einer Schülergruppe der Erweiterten Oberschule Hildburghausen unter der Anleitung des Lehrers Friedrich Mardorf die Rekonstruktion eines Heil- und Gewürzkräutergartens übernommen.
Dieser wurde im Jahr 1978 auf dem Ostgelände der Klosteranlage angelegt. Als Quellen wurden vor allem der Idealplan des Klosters St. Gallen, die Lehrgedichte des Benediktinermönchs Walahfrid Strabo und des Pflanzenkenners Albertus Magnus, die Pflanzenlisten der Äbtissin Hildegard von Bingen sowie spätmittelalterliche Tafelmalereien herangezogen. So entstand ein „hortus conclusus“, ein durch Rosenhecken und Mauern umfriedeter Garten, in dessen Beeten Pflanzen wie Echter Salbei, Lavendel, Thymian, Basilikum, verschiedene Minzen und Kamille angebaut wurden.
Ein weiterer Nutz- und zugleich Ziergarten befindet sich am Fachwerkhaus aus Witzelroda. Entsprechend der Milieu-Gestaltung des Hauses geht auch die Gestaltung des von einem schlichten Gartenzaun umfriedeten Schaugartens auf die Zeit um 1800 zurück. Die Hauptfläche wird von einem Wegkreuz gevierteilt, in dessen Mitte sich ein Rundbeet befindet. Die Beet- und Rabattenränder sind mit Buchsbaum bepflanzt. Diese Art der Gestaltung verweist nicht nur auf die Tradition der klösterlichen Kreuz- und Klausurhöfe sondern auch auf die höfische, barocke Gartengestaltung.
Besondere Beachtung verdient auch die Anlage vor dem Brauhaus aus Wolfmannshausen, die das Prinzip der Dreifelderwirtschaft von Brache, Sommer- und Wintergetreide zeigt.
Diese seit dem Mittelalter verbreitete Bewirtschaftungsform wird im Falle des Hennebergischen Museums anhand von historischen und für den mitteleuropäischen Raum bedeutenden Getreidearten demonstriert. Zu den historischen Arten zählen Einkorn und Emmer als Sommergetreide. Im Frühjahr werden ebenso Sommerweizen, -gersten und -roggen ausgesät. Zu den Wintergetreidearten gehören Winterweizen, -gerste und -roggen sowie Dinkel und Triticale. Seltene Futter- und Gemüsepflanzen, Gewürz-, Färber- und Faserpflanzen kultivieren unsere Gärtnerinnen in dem Parzellengarten neben dem inklusiven Museumscafé.
Durch Rekultivierung, sprich durch das Ernten des Samens und wieder Aussäen, werden die teilweise selten gewordenen Pflanzenarten erhalten. In Form von Samenkugeln können sich die Museumsbesucher ein Stück dieser Pflanzenvielfalt mit nach Hause nehmen und zum Artenerhalt beitragen.
Gärtnerische Anlagen
HMKV
Autorin: Denise Kirchner, Volontariat Sammlung
Weiterführende Literatur:
Banz, Siegmar / Wölfing, Günther, Hennebergisches Museum Kloster Veßra, Kloster Veßra 1993, S. 82-89.
Hackel, Doris, Der Klostergarten in Veßra. Eine Rekonstruktion nach Quellen der mittelalterlichen Gartenkultur, Kloster Veßra 1997.