
Dass zum Arbeitsalltag in einem Freilichtmuseum auch vielfältige Aufgaben, nicht alltägliche Tätigkeiten und spontane Einsätze gehören können, war mir bewusst, als ich mich vor vielen Jahren für diesen Arbeitsort entschied. In diesem Kohleneimer spiegelt sich der Museumsalltag der 1980er Jahre wider, als die Büroräume mit Kohleöfen beheizt wurden. Bevor die Tagesaufgaben am Schreibtisch beginnen konnten, musste zuerst der Ofen angeheizt werden, so dass das Heizen für alle Museumsmitarbeiter*innen besonders im Winter zu den ersten Aufgaben des Tages gehörte. Damals befanden sich die Büroräume noch in der Westklausur der ehemaligen Klosteranlage.
Die Vorräte an Holz und Kohlen sowie kleine Anzündspäne, letztere wurden normalerweise von den Handwerkern vorbereitet, befanden sich in den Schuppen im Klausurhof. Noch heute ist mir lebhaft die Situation im Gedächtnis, als ich eines Morgens dort keine vorbereiteten Holzspäne zum Feueranzünden vorfand. Da ich nicht im Kalten sitzen wollte, entschied ich mich spontan, die Späne selbst anzufertigen, ganz nach dem Motto: Herausforderungen sind dazu da, um gemeistert zu werden! Mit der Axt ungeübt, in einem Raum ohne Licht gelang mir dennoch dieses kleine Unterfangen in der winterlich-kalten Morgendämmerung. Mit dieser für mich nicht alltäglichen und auch nicht ungefährlichen Tätigkeit begann somit für mich ein Arbeitstag, an dem ich eine spannende Situation gemeistert hatte.
Gegen Ende der 1980er Jahre übernahmen die Handwerker und teils auch die Gärtnerinnen das morgendliche Anheizen für alle Mitarbeiter*innen. Mit dem Umzug der Büroräume von der Westklausur in das ehemalige Kornhaus zog auch der Komfort mit ein, denn von nun an wurden die Büros zentral beheizt. Die Öfen und Feuerungsgeräte in den ehemaligen Arbeitsräumen der Westklausur wurden nach und nach entsorgt. Lediglich dieser Metalleimer mit Ascheresten blieb erhalten und zeugt von seiner vielseitigen Nutzung als Aschegefäß, Holz- und Kohleneimer und sicher auch als Mülleimer, wie es der Aufdruck auf der Vorderseite ausdrückt. Ein ursprünglich dazugehöriger Deckel fehlt. Der Hersteller könnte das Eisenhüttenwerk Thale sein, dort wurden ähnliche Alltagsgegenstände hergestellt und werden auch heute noch produziert.
Metalleimer mit Aufschrift „Müll“
Blech, Lackfarbe, Draht, Holz
Höhe: 30 cm, Durchmesser: 23,5 cm
HMKV
Autorin: Christine Hartung, Ausstellungen