
Zu Beginn meines zweijährigen Volontariats am Hennebergischen Museum Kloster Veßra stand ich vor einem Scherbenhaufen aus bunt bemaltem Porzellan. Dieser Scherbenhaufen ist mir so ans Herz gewachsen, dass er zu meinem Projekt wurde. Im Rahmen meines Volontariats beschäftige ich mich also mit der dokumentarischen Erfassung des Porzellans und erforsche die Produktvielfalt sowie die Firmengeschichte der Porzellanfabrik in Kloster Veßra.
Die auf dem Museumsgelände gelegene ehemalige Klostermühle wurde Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Massemühle für die Porzellanherstellung genutzt. Zunächst wurde die Fabrik unter dem Namen „Herda, Bofinger & Co.“ und ab 1912 als „Porzellanfabrik Kloster Veßra“ betrieben. Es erfolgten erhebliche Investitionen in die Fabrik, sodass 1914/15 ein neues Fabrikgebäude errichtet werden konnte. Erkennungszeichen des in Kloster Veßra hergestellten Porzellans sind zwei Porzellanmarken. Die Gesellschafter des Betriebes, Oskar Fischer und Theodor Lehmann, gaben ihre Initialen „F&L“ für die grüne Porzellanmarke mit einer Bischofsmitra zwischen den beiden Buchstaben. Mit der Darstellung der Mitra wird der Bezug zum ehemaligen Prämonstratenserchorherrenstift Veßra hergestellt. Zuvor existierte bereits eine Marke in roter Farbe mit den Buchstaben „P. V.“, zwischen diesen die Türme der ehemaligen Klosterkirche, der Ortsbezeichnung „Vessra“ und der Landesbezeichnung „Germany“.
Bekannt ist, dass die in Kloster Veßra hergestellten Produkte zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis nach Amerika, England, Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Österreich, Rumänien und in die Schweiz exportiert wurden.
Das Hennebergische Museum Kloster Veßra verfügt in seinem Bestand über zahlreiche Einzelstücke aus verschiedenen Kaffee- und Essservice, bestehend aus Tassen, Untertassen, Tellern, Terrinen, Kaffee- und Teekannen, Zuckerdosen sowie Mokkatassen aber auch Scherben, die an das Ufer des Flusses Schleuse angespült wurden. Letztere stammen von der Halde der Porzellanfabrik, die sich direkt an der Schleuse befand. Sowohl die Scherben als auch die erhaltenen Objekte sortiere ich nach Dekoren, Mustern, Farben und Formen, sodass eine Art Katalog, ein Musterbuch, entsteht.
Ziel ist, die weitgehend vollständige Inventarisation und wissenschaftliche Erschließung des Porzellanbestandes des Hennebergischen Museums Kloster Veßra.
Porzellanscherben, Porzellanfabrik Kloster Veßra, 1895-1934
Porzellan
HMKV
Autorin: Denise Kirchner, Wissenschaftliches Volontariat Sammlung