Nur selten sind solche Zeitzeugen wie die gerahmte Fotografie von Max Jander in der Sammlung anzutreffen, die Informationen zu ihrer Herkunft und Identifikation übermitteln. Am 08.04.1996 gab die ehemalige Besitzerin das Bild im Museum ab, wo sie es gut aufgehoben wusste. Auf einem Zettel an der Rückseite vermerkte sie Folgendes: „Das Bild von Kloster Veßra wurde von meinem Vater Max Jander fotografiert, der in Veßra am 4. Juni 1889 auch geboren wurde. Die Eltern waren Otto Jander und seine Frau Berta. Ein Haus in Kl. Veßra zeigt noch seinen Namen mit einem Hufeisen, da er der Dorfschmied war. Oft verbrachte ich meine Kindheit bei Ihnen. Damals war das Kloster noch in schlechten Zustand und es wurde Heu und Stroh dort gelagert. Mit freundlichen Grüßen … (Name und Adresse der Schenkerin).“ Außerdem äußerte sie die Vermutung, dass die Fotografie von 1925 stamme.
Ganz so gut wollen die Ausführungen der Schenkerin zum Objekt jedoch nicht passen, wenn sie schreibt, die Fotografie sei von ihrem Vater gemacht worden. Bei genauer Betrachtung der Fotografie lässt sich in der rechten unteren Ecke ein Prägestempel erkennen, der zu einer anderen Spur führt. Als Herstellerin wird hier die „Staatliche Bildstelle Berlin“ genannt.
Diese wurde bereits 1885 als erste Bildstelle im deutschsprachigen Raum unter dem Namen „Königlich-Preußische Meßbildanstalt“ gegründet und 1921 in die Staatliche Bildstelle Berlin inkorporiert. Die Institution, deren Arbeit 1943 eingestellt wurde, verfolgte das Ziel, künstlerisch bedeutende Bauten architektonisch genau zu dokumentieren und ein umfassendes Bildarchiv aufzubauen. Ob sich die staatliche Bildstelle Berlin das Bild durch einen hauseigenen Fotografen anfertigen ließ oder der Auftrag von einem Fotografen vor Ort, d. h. möglicherweise von dem 1889 in Kloster Veßra geborenen Max Jander, dem Sohn des Dorfschmieds Otto Jander, ausgeführt wurde, lässt sich jedoch nicht mehr nachvollziehen. Somit bleibt auch im Dunkeln, wie Max Jander in den Besitz dieser Fotografie gelangt ist.
Das von der Schenkerin vermutete Entstehungsjahr der Fotografie – 1925 – lässt sich auch nicht eindeutig bestätigen. Aufgrund des Namens auf dem Prägestempel ist die Fotografie nach der Umbenennung 1921 hergestellt worden, doch müssen Entstehung der Fotografie und die Herstellung des Abzuges nicht zwingend in denselben Zeitraum fallen. Das Bild kann somit auch früher entstanden sein.
Sicher ist nur, das Bild ist vor dem Brand des Klosters im März 1939 entstanden, denn die Klosteranlage ist noch in unversehrtem Zustand abgebildet.
Doch trotz aller Unsicherheiten ob des Entstehungskontextes und besonders vor dem Hintergrund, dass nicht viele Fotografien überliefert sind, die das Aussehen der Klosteranlage in der Zeit vor der Zerstörung der Klosterkirche durch den Brand dokumentieren, hat das Museum mit dieser Fotografie ein unschätzbares Sammlungsobjekt erhalten. Es liefert wertvolle Informationen zur Bau- und Nutzungsgeschichte der Klostergebäude sowie zur Ortsgeschichte von Kloster Veßra.
Gerahmte Fotografie Kloster Veßra von Max Jander
Metall, Holz, Glas, Fotopapier
Breite: 39 cm, Höhe: 36 cm, Tiefe: 0,8 cm
HMKV, Inv. Nr. II 9732
Autorin: Christine Hartung, Ausstellungen