Ein Jubiläum ist immer ein besonderer Anlass zu feiern. So war auch 1996 der 900. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung der Grafen von Henneberg (1096) in seiner Art ein einzigartiges Jubiläum, das von Thüringen, Hessen und Franken gleichermaßen gefeiert wurde.
Die Grafen von Henneberg als fränkisch-thüringisches Geschlecht bildeten mit ihrem Herrschaftsgebiet bereits im Mittelalter eine Brücke zwischen den Volksstämmen der Hessen, Franken und Thüringer und prägten damit die unverwechselbare Kulturgeschichte der Region zwischen Grabfeld, Rennsteig und Rhön. Die Ausbildung der regionalen Identität ist weitgehend auf ihr Wirken zurückzuführen.
Trotz des frühen Aussterbens der Dynastie im Mannesstamm 1583 konnte die Grafschaft als solche bis 1806 weiterbestehen und von den Erben, den Wettinern, verwaltet werden. Die Wettiner führen bis heute in ihrem Namen den Titel „gefürsteter Graf zu Henneberg“.
In Vorbereitung der Feierlichkeiten im Jahr 1996 wurde ein Kuratorium aus Vertretern der Regierungen Thüringens, Ober- und Unterfrankens, des Fremdenverkehrsverbandes und verschiedener kommunaler Verwaltungen, Einrichtungen, Banken und Sparkassen sowie zahlreicher Vereine gegründet. Vorsitzender dieses Kuratoriums war Dr. Günther Wölfing, 1. Vorsitzender des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins und Direktor des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. Das gesamte Jubiläumsjahr stand unter der Schirmherrschaft des damaligen Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen Dr. Bernhard Vogel.
Bereits 1994 wurde als Vorgeschmack auf dieses Ereignis eine Dauerausstellung mit dem Titel „Henneberg durch Land und Zeit“ im Hennebergischen Museum Kloster Veßra eröffnet. Im Gedenkjahr selbst folgte dann die Foto-Ausstellung „Auf den Spuren der Henneberger“, die hennebergische Bau- und Geschichtsdenkmäler in den heutigen Bundesländern Thüringen, Bayern und Hessen zeigte. Als Wanderausstellung wurde sie auch in den Orten Aschach, Henneberg und Coburg präsentiert.
Offiziell eröffnet wurde das Jubiläumsjahr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Johanniskirche in Schleusingen am 11. Mai 1996 und einem anschließenden Festakt in Kloster Veßra. Im Vorfeld wurde bereits eine eigens für dieses Jubiläum hergestellte Gedenkmedaille präsentiert, die im Laufe des Festaktes an Herrn Dr. Bernhard Vogel übergeben wurde.
Entworfen und hergestellt wurde die Sonderprägung von der Medaillen-Kunst GmbH Fürth. Sie zeigt auf der einen Seite eine Komposition aus stadt- bzw. ortsbildprägenden Gebäuden in Schmalkalden, Kloster Veßra, Suhl, Meiningen, Schleusingen, Aschach, Römhild, Coburg, Bad Kissingen, Bad Königshofen, Münnerstadt, Schweinfurt und Würzburg. Auf der anderen Seite ist das seit dem Mittelalter genutzte Symbol und Wappentier der Region des Henneberger Landes, die Henne, zu sehen.
Die Gedenkmedaille wurde in limitierter Auflage 1000-mal in Silber mit einem Wert von 49,50 DM und 50-mal in Gold mit einem Wert von 850 DM geprägt. Dazu wurde ein Echtheitszertifikat ausgehändigt. Erworben werden konnte sie im Hennebergischen Museum Kloster Veßra, bei Banken und Sparkassen und in den Staatlichen Museen Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Beide Medaillen besitzen ein Rondengewicht von ca. 15 g und einen Durchmesser von 35 mm.
Die öffentliche Präsentation dieser Gedenkmedaille im Hennebergischen Museum Kloster Veßra am 16. März 1996 wurde von einem Dia-Vortrag von Dieter Heus, einem ausgesprochenen Kenner der Thüringer Münz- und Geldgeschichte, zum Thema „Henneberger Geld des 13. und 14. Jahrhunderts. Ein Streifzug durch zwei Jahrhunderte Münzprägung“ begleitet.
Im Verlauf des Jubiläumsjahres waren ca. 150 Veranstaltungen im gesamten Henneberger Land geplant. Zusätzlich erschien die populärwissenschaftliche Schrift „Auf den Spuren der Henneberger“ sowie weitere Publikationen. Auch das Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins legte seinen thematischen Fokus 1996 auf die Geschichte des Henneberger Landes und wurde als wissenschaftliche Festgabe herausgegeben.
Damit sollte die Lücke geschlossen werden, die zwischen dem Ende des 2. Weltkrieges und der politischen Wende aufgrund mangelnder Forschung entstanden war.
Auch in diesem Jahr begeht das Hennebergische Museum Kloster Veßra ein besonderes, ebenfalls 900-jähriges Jubiläum. Im Dezember 1120 gründete Nobert von Xanten im Tal von Prémontré eine religiöse Gemeinschaft, aus welcher der Prämonstratenser-Orden hervorging. Der Orden nimmt dieses Ereignis zum Anlass um im Jahr 2021 weltweit das Gründungsjubiläum zu begehen. Zu dieser Gemeinschaft von Chorherren gehörte auch das 1131 gegründete Hauskloster der Henneberger Grafen in der Ortschaft Veßra. Mit der Ausstellung „Weiße Mönche im grünen Tal – Die Prämonstratenser in Kloster Veßra“ (16. Mai – 7. November 2021) reiht sich das Hennebergische Museum Kloster Veßra in eine Vielzahl von Feierlichkeiten und Angeboten ein und gedenkt dieser bedeutenden und den Ort Kloster Veßra sowie die gesamte hennebergische Region prägenden Gründung.
Gedenkmedaille „Henneberger Taler“
Silber / Gold
Rondengewicht: 15 g, Durchmesser: 35 mm
HMKV, Inv.-Nr. III1162
Autorin: Denise Kirchner, Volontariat Sammlung
Quellen und weiterführende Literatur:
Kuratoriumsunterlagen 1995 – 1996, Verwaltungsarchiv Hennebergisches Museum Kloster Veßra
Hennebergisch-Fränkischer Geschichtsverein, Hennebergisches Museum Kloster Veßra (Hrsg.), Wissenschaftliche Festschrift zum Jubiläum „900 Jahre Henneberger Land 1096 – 1996“, Jahrbuch 1996 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins, Kloster Veßra/Meiningen/Münnerstadt 1996.