Werbeflyer von Kulturinstitutionen sind für die Gewinnung potentieller Besucher*innen als wertvolles Werbemittel aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob in gefalteter Form, als Broschüre oder Aufmerksamkeit erheischende lustige Postkarte: in vielfältiger Form versuchen Museen, Galerien und andere Kultureinrichtungen auf sich aufmerksam zu machen und konkurrieren dabei mit vielen anderen Angeboten in den Auslagen der Touristeninformationen sowie in den Kartenständern der Hotels, Restaurants und Kneipen.
Auch das 1975 gegründete Museum Kloster Veßra wollte nach und nach mit einem Museumsflyer auf sich aufmerksam machen. Doch bis in Jahr 1977 bestand noch kein Bedarf für große Werbemaßnahmen. Das Museum war in den ersten beiden Jahren damit beschäftigt, das bis dahin landwirtschaftlich genutzte Gelände für museale Ausstellungen nutzbar zu machen und erste Sicherungsmaßnahmen an der historischen Bausubstanz vorzunehmen. So waren bis Ende Juni 1976, also 16 Monate nach der Gründung des Museums, waren auf dem Gelände noch immer 250 Schweine untergebracht. Außerdem mussten die Besitz- und Nutzungsrechte für die überall auf dem Gelände von den Anwohnern privat genutzten kleine Gärten und Schuppen geklärt werden.
So dauerte es seine Zeit, eh die nötigen Ausstellungs- und Arbeitsräume sowie Magazine für die Sammlungsobjekte geschaffen werden konnten. Auch ein Verkaufsraum für Eintrittskarten und die öffentlichen Besuchertoiletten mussten erst noch realisiert werden. Deshalb war es in den ersten Jahren auch nur nach Vereinbarung und an den Samstagen möglich, sich bei einem Besuch der Anlage einen Eindruck vom Aufbau des Agrarhistorischen Museums zu verschaffen. Der offizielle Verkauf von Eintritts-karten startete erst ab August 1976. Aus diesem Grund hatte das Museum in den Anfangsjahren auch nur 4040 (1975) bzw. 3088 (1976) Besucher*innen zu verzeichnen.
Zum Vergleich: heute besuchen etwa 32.000 Gäste im Jahr das Museum.
Der hier vorgestellte erste Museumsflyer des Agrarhistorischen Museums stammt von 1977 und ist die erste Image-Publikation der neuen Kultureinrichtung. In der Region auf das Museum aufmerksam zu machen und mit seinen Ausstellungen viele Menschen zu einem Besuch des Museums zu bewegen, gehört zum Werbeauftrag dieses ersten Druckerzeugnisses. Er vermittelte einen ersten Eindruck über die Ausstellungsangebote und enthielt Informationen über die Geschichte der Klosteranlage. Außerdem erfuhr der Leser etwas über die Bedeutung der neuen Einrichtung innerhalb der Museumslandschaft der DDR sowie über dessen bildungspolitischen Auftrag.
Mit drei thematischen Komplexen warb dieser erste Museumsflyer um seine Gäste: 1. Die Geschichte des Prämonstratenserklosters, 2. Der Bauer in der antagonistischen Bauerngesellschaft und 3. Die Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft. Die politisch bedingte thematische Fokussierung auf den beiden letztgenannten Themen wird im Flyer immer wieder deutlich. So verrät der Flyertext, dass den Besucher*innen zum einen die Geschichte der Landwirtschaft im Feudalismus und Kapitalismus bis zur Zerschlagung des Kapitalismus aufgezeigt werden. Der Bauernkrieg 1524/25 wurde mit einer eigenen Ausstellung in diesem Themenbereich besonders gewürdigt. Zum anderen wurde das Idealbild der sogenannten demokratischen Bodenreform und der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft bis 1976 gezeigt.
Eine genaue Betrachtung des Flyers verrät, dass zum Zeitpunkt der Entstehung des Flyers das heute bei den Besucher*innen beliebte Fachwerkensemble noch nicht existent war. Die Planung der Umsetzung einiger Häuser der Umgebung in das Museum werden jedoch schon vorangekündigt.
Seit Mitte der 1980er Jahre wurden diesem Übersichtsflyer Veranstaltungs- und Jahresprogramme mit aktuellen Terminen und Highlights als zusätzliche Werbemittel an die Seite gestellt. Bis heute bewirbt das Museum Kloster Veßra auf diese klassische Art und Weise mit einem allgemeinen Museumsflyer seine vielfältigen Ausstellungen. Und noch heute wird in zusätzlichen Veranstaltungsflyern für die aktuellen Konzerte, Kino- und Theatervorführungen sowie auf die Sonderausstellungen gesondert geworben. Diese sind heute jedoch nicht mehr die einzigen Werbemittel, mit denen das Museum auf sich aufmerksam macht. Auch bei Facebook, Instagram und Twitter sind wir heute für unsere potenziellen Besucher*innen mit unseren Angeboten sichtbar.
Museumsflyer, Besuchen Sie das Agrarhistorische Museum Kloster Veßra, 1977
Papier
Höhe: 20,0 cm, Breite: 15,0 cm, Tiefe: 0,3 cm
HMKV
Autorinnen: Claudia Krahnert, Direktorin / Christine Hartung, Ausstellungen