Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde am Ortsrand von Leutersdorf (Kreis Schmalkalden- Meiningen) in unmittelbarer Wassernähe eine Schmiede in schlichter Fachwerkkonstruktion errichtet. Seit einem Umbau nach dem 1. Weltkrieg bestand die Schmiede aus zwei Werkstatträumen und einem Beschlagstand. Nach einer fehlenden Nutzung und dem drohenden Verfall wurde das Gebäude im Jahr 1981 von den Lehrlingen Egon Ebert und Thomas Moses unter Anleitung ihres Lehrausbilders Roland Preinesberger von der ZBO Landbau Suhl an ihrem Originalstandort abgebaut und in das Agrarhistorische Museum Kloster Veßra transloziert. Das Inventar der Schmiede konnte original übernommen werden.
Am 25. Juni 1981 fand, nachdem der Rohbau der Schmiede fertiggestellt und der Dachstuhl errichtet war, das Richtfest statt.
Der Brauch des Richtfestes geht auf die rituelle Form der Zinszahlung und Abgeltung der Arbeitsleistung zurück. Noch heute wird das Dach mit einem Richtkranz oder einem Richtbaum geschmückt und ein Zimmermann, wie auch im Fall der Schmiede aus Leutersdorf, hält eine kurze Ansprache, den Richt- oder auch Zimmermannsspruch.
Dieser Richtspruch drückt den Dank an den Architekten und den Bauherrn aus und äußert zugleich die Bitte um Gottes Segen für das Haus. Der Redner beschließt seinen Spruch mit einem Schnaps, um auf das Wohl der Hausbesitzer zu trinken. Zum Abschluss wirft er das Glas vom Dach, zerspringt es am Boden wird alles gut, bleibt es heil, ist es ein schlechtes Omen.
Der originale Richtspruch der Schmiede aus Leutersdorf ist leider nicht überliefert, könnte aber wie folgender gelautet haben:
„Die Feierstunde hat geschlagen, es ruhe die geübte Hand. Nach harten arbeitsreichen Tagen grüßt stolz der Richtbaum nun ins Land.
Und stolz und froh ist jeder heute, der tüchtig mit am Werk gebaut. Es waren wackre Handwerksleute, die fest auf ihre Kunst vertraut.
Drum wünsche ich, so gut ich’s kann, so kräftig wie ein Zimmermann, mit stolz empor gehobnem Blick dem neuen Hause recht viel Glück. Wir bitten Gott, der in Gefahren uns allezeit so treu bewahrt, er möge das Bauwerk hier bewahren vor Not und Schaden aller Art.“
Im Anschluss an den Richtspruch richtet der Bauherr den sogenannten Richtschmaus aus, um den beteiligten Handwerkern und Helfern zu danken und den Verwandten sowie Freunden den Baufortschritt vorzuführen.
Richtfest der Schmiede aus Leutersdorf / Schmalkalden-Meiningen, 25. Juni 1981
Fotografie, schwarz-weiß
Höhe: 12,5 cm, Breite: 17,5 cm
HMKV
Autorin: Denise Kirchner, Volontariat Sammlung