Die Stuben der Häuser in unserem Freilichtmuseum sind festlich geschmückt, denn bald ist Weihnachten. Als Objekt des Monats Dezember zeigen wir euch den hängenden Weihnachtsbaum in der guten Stube im Haus Eicha. Wer von euch hat ihn schon gesehen?
Dort hängt ein kleiner Weihnachtsbaum mit der Spitze nach oben von der Decke herab. Er misst in der Höhe nur circa 80 cm und ist mit einer Schnur an einem Deckenhaken befestigt. Unter dem Baum ist der Boden frei. Das grüne Nadelkleid ist mit weißen Oblaten, in Wasser und Mehl getauchten Walnüssen, Butterplätzchen, Strohsternen und kleinen Glaskugeln festlich behängt. Duft strömt von den wintergrünen Zweigen aus. Kerzen gibt es nicht an dem Bäumchen.
Das Aufhängen von Weihnachtsbäumen hat Tradition. Der Brauch war in Thüringen, Franken und andernorts bis ins 20. Jahrhundert verbreitet. Besonders im Winter war der Raum in der guten Stube beengt. Sie war oft der einzig beheizbare Raum im Haus, in dem man wohnte, arbeitete und schlief. Indem der Weihnachtsbaum an der Decke hing, wurde der Wohnalltag räumlich möglichst wenig beeinträchtigt. Außerdem war das Zuckerwerk am Baum in sicherer Höhe vor naschenden Kindern.
Wann, wo und wie genau der Brauch der hängenden Weihnachtsbäume entstand, ist weitgehend unbekannt. Die erste Abbildung eines hängenden Weihnachtsbaumes stammt aus dem Jahr 1820. Das Bild von Benjamin Zix entstand als Illustration zu Johann Peter Hebels Gedicht „Die Mutter am Christabend“. Es zeigt eine Mutter, in einer Wohn- und Schlafstube sitzend, die ihrem im Bett liegenden Kind vorliest. Über dem Stubentisch hängt ein kleiner, reich geschmückter Christbaum.
Möglicherweise entstand diese Sonderform des hängenden Weihnachtsbaumes aus den genannten rein praktischen Gründen dort, wo beengte Wohnverhältnisse vorherrschten. Möglicherweise entstand sie auch im Zusammenhang mit dem zuvor in Thüringen und Franken verbreiteten sogenannten Reifenbaum, einem weihnachtlich geschmückten Deckengehänge aus Holz. Der für den Reifenbaum vorgesehene Deckenhaken wurde einfach weiterbenutzt für den hängenden Nadelbaum.
Der festliche Weihnachtsschmuck drückt die Verbundenheit der Menschen mit dem kirchlichen Jahreskreis aus. Der hängende Christbaum deutete auf Weihnachten, das hohe christliche Fest der Geburt Christi. Er blieb übrigens bis zum Ende der Weihnachtszeit an Maria Lichtmeß am 2. Februar in den Stuben hängen. Weihnachten, wie wir es auch heute noch feiern, ist das Fest der Liebe, der Familie und der Freundschaft, der Nächstenliebe. Das Fest der Liebe passt wunderbar zu unserem Jahresmotto „Liebe“. Mit „Liebe“ beschließen wir in diesem Jahr unsere kleine Reihe „Objekt des Monats“ und wünschen euch frohe Weihnachten.
Hängender Weihnachtsbaum
Nadelbaum, Baumschmuck, Deckenhaken
HMKV, Stube Haus Eicha
Literatur
Hottelmann-Schmidt, Irene: Die „hängenden Christbäume“ und ihre Verbreitung, in: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege 54 (2002) 6, S. 422–423.
Jakob, Andrea: Hängende Weihnachtsbäume, in: Bäume leuchtend, Bäume blendend … Eine Geschichte des Weihnachtsbaumes in Thüringen, Meiningen 2007, S. 45–48.