Bei Kindern und Erwachsenen ist die Kindermedienlaube im Hennebergischen Museum Kloster Veßra gleichermaßen beliebt (Abb. 1–3). Das kunterbunte und mit Zierelementen dekorierte kleine Haus aus Holz lockt über eine Rampe ins Innere. In dem mit moderner Medientechnik ausgestatteten Raum wird auf ansprechenden Schautafeln Wissenswertes über „Kleine Gärten – Kleingärten“ angeboten. Eine digitale Maltafel regt zum Kreativsein an und den jüngeren Museumsgästen wird in einem Animationsfilm das Thema „Wandern von Häusern“ (Translozierung) anschaulich vermittelt. Hörstationen runden das Angebot ab. Mit (fast) allen Sinnen werden gesellschaftsrelevante Museumsthemen erfahrbar – Ökologie, Nachhaltigkeit und Medienkompetenz inbegriffen.
Das Gebäude der Kindermedienlaube geht zurück auf eine Gartenlaube in Siegritz, Ortsteil von Reurieth im Landkreis Hildburghausen (Abb. 4–6). Eigentlich sollte die historische Laube aus den 1950er Jahren ins Museum transloziert werden. Dazu wurde sie vor Ort in Siegritz fachgerecht untersucht und die Möglichkeiten eines Transports des kleinen Gebäudes ins Museum geprüft. Das Museum arbeitet in solchen Fällen mit Sachverständigen und Fachfirmen zusammen. Die Untersuchungen der historischen Gartenlaube ergaben, dass wegen des maroden Bauzustands und der Schadstoffbelastung eine Translozierung ins Museum nicht möglich war. Daher diente das kulturhistorisch wertvolle Gebäude als Vorbild für einen Neubau, der heute als Kindermedienlaube im Museum steht.
Der Ursprungsbau in Siegritz ist eine Holztafelkonstruktion mit Satteldach und Ziegeleindeckung. Es ist eine typische Gartenlaube der 1950er Jahre, gelegen auf einem ursprünglich umzäunten großen Gartengrundstück. Im Garten außerhalb des Ortes wurden Blumen, Obst und Gemüse angebaut. Hier traf man sich generationenübergreifend mit der Familie und mit Freunden, um seine Freizeit gemeinsam zu verbringen. Der kleine Rechteckraum war mit Blümchentapete, Sitzbank, Tisch und Kommode wohnlich ausgestattet. Im Verschlag hinten an der Laube wurden Klappstühle und ein Klapptisch für den Garten und vermutlich auch Gartengerätschaften untergestellt. Das Gebäude ist ein Beispiel für die sogenannte Kleingarten- oder Schrebergartenbewegung, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf die Industrialisierung entstand. Durch die Einrichtung kleiner Gärten mit Gartenlauben sollte der Aufenthalt im Freien und somit die Verbindung zur Natur gestärkt werden.
Nachdem eine Translozierung des Ursprungsbaus nicht erfolgen konnte, wurde die Gartenlaube für das Museum nachgebaut. Im Ausschreibungstext für den Nachbau ist zu lesen:
„Die Laube wird das Ensemble umgesetzter Fachwerkhäuser im Westgelände ergänzen.
Das Gebäude wird unter Verwendung von gesicherten Bau- und Ausstattungsteilen rekonstruiert. Der Zugang wird barrierefrei, der Innenraum behindertengerecht umgestaltet und im Rahmen eines Förderprojektes mit modernster Medientechnik bestückt.
Ziel ist die Verbesserung des Angebotes für Kinder und Schulklassen.“
Am 19. Juli 2016 erfolgte die Grundsteinlegung der Kindermedienlaube, deren Bau durch die Regionale Aktionsgruppe LEADER finanziell unterstützt wurde. Die Gründungsarbeiten am Bauplatz im Fachwerkensemble des Museums hatte die Firma Gießler aus Themar übernommen. Firma Funk aus Waltershausen fertigte das Holzgebäude vor, so dass der Rohbau im Juli 2016 auf dem Bauplatz im Museum aufgestellt werden konnte (Abb. 9–10). Den Innenausbau leistete Hans-Joachim Frühauf, den Anstrich und den Aufbau des Terrazzo-Fußbodens Steffen Sommer, beide vom Hennebergischen Museum Kloster Veßra.
Die im Vergleich zum Ursprungsbau etwas größeren Dimensionen machen die Kindermedienlaube auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich. Einzelne Teile der originalen Bausubstanz konnten in den Neubau integriert werden: ein Fensterladen im Giebel, das Abzugsrohr am Giebel (Abb. 3) und einzelne Schmuckelemente. Weitere Zierelemente, die als Vorlagen dienten, wurden als Objekte in die Museumssammlung aufgenommen (Abb. 7–8). Die Farbgebung orientiert sich am Originalbau: Die Außenwände sind graublau gestrichen, die darauf applizierten Blüten und Dreiecke sind weiß, die Regenrinnen und die Abflussrohre sind grün, die Giebelbretter (Preis Bretter), der Dachkasten sowie Zierleisten sind gelb und die Dachziegel sind rot – insgesamt ein kunterbuntes kleines Haus.
Nach der medialen Innenraumausgestaltung konnte die Kindermedienlaube schließlich am 8. November 2016 eröffnet werden. Die Kombination eines Nachbaus einer historischen Gartenlaube mit moderner Medientechnik im Inneren bewährt sich bis heute. Die barrierearme Kindermedienlaube bietet hervorragende Aktionsmöglichkeiten für Kinder und jung gebliebene Erwachsene.
Dr. Meike Leyde
Kindermedienlaube, 2010–2011 Idee, Vorplanung und Konzept, 2016 Ausführung
Nachbau unter Verwendung von gesicherten Bau- und Ausstattungsteilen einer Gartenlaube (1950er Jahre) aus Siegritz (Reurieth)/Landkreis Hildburghausen
Beteiligte Baufirmen und Handwerker: Firma Gießler Themar (Gründungsarbeiten); Firma Funk Waltershausen (Zimmerarbeiten); Steffen Sommer HMKV (Terrazzo-Boden und Malerarbeiten); Hans-Joachim Frühauf HMKV (Innenausbau); Elvira Hanf HMKV (Bauleitung)
Maße (L x B x H innen): 4,90 m x 2,70 m x 2,75 m
HMKV, Bw 16 und Inv.-Nr. I 489 a–i, I 490 a-c
Quellen und Literatur
Albert, Kristin: Ein Projekt, das für das Leben auf dem Land begeistern soll, in: Freies Wort 21.07.2016.
Albert, Kristin: Multimedia-Laube soll für Leben auf dem Land begeistern, in: Freies Wort 23.07.2016.
Bretschneider, Uta: kindermedienlaube. Pressetext. Neues Highlight für Kinder im Museum Kloster Veßra, 7.7.2016.
Bretschneider, Uta: Rede zur Grundsteinlegung, 19.7.2016 (HMKV, Archiv).
Bretschneider, Uta: Rede zur Einweihung, November 2016 (HMKV, Archiv).
Broschüre kinderMEDIENlaube, Hennebergisches Museum Kloster
Veßra, 2016.
Markert, Jan-Thomas: Historie und Moderne im Einklang, in: Freies Wort 10.11.2016, S. 9.
N. N.: Es war einmal eine alte Laube… „Kinder-Meiden-Laube“ im Hennebergischen Museum Kloster Veßra eingeweiht, in: Wochenspiegel Suhl 19.11.2016.
Dank an Dr. Uta Bretschneider und Elvira Hanf für die Auskünfte zur Planungs- und Baugeschichte.









