Vor 50 Jahren, am 19. März 1975, es war wie in diesem Jahr ein Mittwoch, beschließt der Rat des Bezirkes Suhl die Gründung des Agrarhistorischen Museums in Kloster Veßra.
Mit dem Beschluss Nr. 590 / 90 / 75 vom 19.3.1975 wird die „Konzeption zur Errichtung eines Agrarhistorischen Museums in Kloster Veßra, Kreis Hildburghausen“ bestätigt. Finanzielle und materielle Mittel werden in Aussicht gestellt. Als Einrichtung des Bezirkes Suhl ist das Museum angehalten, die Aufbaumaßnahmen mit dem Rat des Kreises Hildburghausen abzustimmen. Der mit Wirkung zum 1. März berufene Direktor ist in die Kontrollnomenklatur des Rates des Bezirkes aufzunehmen, so steht es im besagten Papier. Auf den folgenden Seiten wird die Einrichtung des Agrarhistorischen Museums in Kloster Veßra begründet, die kulturpolitische Zielstellung aufgezeigt, das Profil des Museums erläutert und die zeitlichen Etappen der Realisierung werden aufgelistet. Es ist zu lesen von der politisch-ideologischen und kulturpolitischen Zielstellung des Museums, der Einordnung in das Museumsnetz der DDR und das Museumsnetz des Bezirkes Suhl sowie der Nutzung des romanischen Baudenkmals Kloster Veßra, der vorhandenen und umzusetzenden historischen Bausubstanz und der zugehörigen Freifläche.
Dem Verwaltungsakt der Museumsgründung waren jahrelange intensive Planungen vorausgegangen. Die sozialistische Kulturpolitik der DDR gab den Rahmen vor, setzte auf ideologische Bildung und gesellschaftliche Festigung durch Museen. Freilichtmuseen, die Erfolgsgeschichten der Landwirtschaft und Landtechnik erzählen und das sozialistische Dorf darstellen konnten, waren prädestinierte Bildungseinrichtungen für den sozialistischen Leistungswettbewerb im selbsternannten „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ und wurden dementsprechend gefördert. Während 1960 noch die Gründung eines zentralen Freilichtmuseums für die gesamte DDR erwogen wurde, war letztlich die Schaffung eines ganzen „Netzes von Freilichtmuseen“ erklärtes Ziel des SED-Staates. In jedem Bezirk der DDR sollte mindestens ein „Agrarhistorisches Museum“ entstehen, unter dem Gedanken des Denkmalschutzes und der sozialistischen Bildung. Das Agrarhistorische Museum des Bezirkes Suhl – heute Hennebergisches Museum Kloster Veßra – ist eines von 12 in der DDR gegründeten Freilichtmuseen. Die Museumspolitik der DDR spiegelt sich auch im ersten Museumslogo wider: Es zeigt zwischen den Westtürmen der ehemaligen Klosterkirche ein Rad und eine Sichel als Staatssymbol der DDR.
„Kloster, Natur, Technik(en) und Geschichte(n)“ ist heute unser Museumsslogan. Key Visual sind heute, wie vor 50 Jahren, die Westtürme der Klosterkirche. Ansonsten hat sich viel ereignet in 50 Jahren Museumsgeschichte. Seit nunmehr 50 Jahren machen wir Museum für Euch und mit Euch, für und mit unseren Besucherinnen und Besuchern. Den Geburtstag möchten wir deshalb mit Euch allen feiern und laden Euch schon jetzt herzlich ein zur Ausstellungseröffnung „50 Jahre. Wir machen Museum“ am 18. Mai um 11 Uhr.
Quellen und Literatur
Rat des Bezirkes Suhl: Beschluß Nr. 590 / 90 / 75 vom 19.3.1975, ausgefertigt am 3.4.1975. [Museumsarchiv]
Karge, Wolf: Sozialistische Profilierung. Entwicklungsstadien staatlicher Organisation und Einbindung der Museen in der DDR, in: Cladders, Lukas/Kratz-Kessemeier, Kristina (Hg.): Museen in der DDR. Akteure – Orte – Politik, Wien/Köln 2022, 55–72.
Bretschneider, Uta: Agrargeschichte im „Arbeiter-und-Bauern-Staat“. Freilichtmuseen in der DDR, in: Cladders, Lukas/Kratz-Kessemeier, Kristina (Hg.): Museen in der DDR. Akteure – Orte – Politik, Wien/Köln 2022, S. 303–317.

