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Mittelalterliches Kruzifix aus Kloster Veßra

Klosterbereich

Das heute in der Henneberger Kapelle des Museums Kloster Veßra aufgehängte monumentale Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert ist das älteste und eines der bedeutendsten Objekte in der Museumssammlung. Obgleich die Holzskulptur nur rudimentär erhalten und der ursprüngliche räumliche Zusammenhang verloren ist, hat das Kruzifix bis heute eine große Strahl- und Aussagekraft.

Zu sehen ist ein nur mit Lendentuch bekleideter langhaariger Mann mit Kinnbart, dessen Kopf nach unten zur Seite geneigt ist. Dem Korpus fehlen beide Füße, seine rechte Hand, Teile der linken Hand, die obere Hälfte des Kopfes und große Partien des Gesichts. Dennoch erkennen wir den am Kreuz hängenden, gestorbenen Christus. Eine um den oberen Hinterkopf laufende Einkerbung legt die Vermutung nahe, dass die Christusfigur ursprünglich eine Dornenkrone getragen hat. Der Kopf sitzt auf einem kräftigen Hals. Auf dem Brustkorb zeichnen sich die Rippen durch annähernd parallele Einkerbungen und einen spitz zulaufenden Rippenbogen deutlich ab. Auf seinem rechten Rippenlappen klafft eine leicht rot eingefärbte Seitenwunde. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Christus nicht als Triumphator, sondern in seiner Körperhaltung und mit (nicht erhaltener) Dornenkrone als Leidender dargestellt ist. Es handelt sich um eine Schnitzarbeit von hoher Qualität. Aufgrund der Formensprache, z. B. Ausbildung der Rippenbögen oder der Falten des Lendentuchs mit seitlichem Knoten, kann der Christuskorpus ins 12. Jahrhundert datiert werden.

Neben dem rudimentären Zustand des Gekreuzigten fällt insgesamt auf, dass das Holz durch Schädlingsbefall stark angegriffen wurde. So sind bei näherem Betrachten alte Fraßgänge und Ausfluglöcher von Schädlingen, wie Nagekäfern, sichtbar. Der Korpus wurde aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt, da ein großes Holzstück zur Anfertigung offensichtlich nicht vorhanden war. Die Einzelteile sind verzapft oder mit Holznägeln miteinander verbunden. Stellenweise sind neuzeitliche Ergänzungen zu sehen. Die Skulptur ist nahezu holzsichtig, die ursprünglich vorhandene Farbfassung hat sich nur in kleinen Resten erhalten. Der Christuskorpus ist auf einem schlichten Holzkreuz befestigt, das Ende der 1990er Jahre zur Aufhängung in der Henneberger Kapelle angefertigt wurde.

Es wird vermutet, dass das monumentale Kruzifix als Triumphkreuz in hoher Position vor dem Chorraum in der ehemaligen Klosterkirche Veßra hing, die heute noch als Ruine erhalten ist. Es wäre somit das einzige erhaltene Ausstattungsstück der großen Klosterkirche St. Marien.

  • 12. Jahrhundert
  • Kunststück, Reliquie
  • Laubholz mit Fassungsresten
  • HMKV
  • Korpus: Höhe: 138 cm, Breite: 135 cm, Tiefe: 26 cm; Kreuz: Höhe: 230 cm, Breite: 180 cm

Hennebergisches Museum Kloster Veßra
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