Die Windfege ist eine Maschine zur Getreidereinigung. Das gedroschene, aber noch nicht gesäuberte Getreide wird in den Einschütttrichter gefüllt. Durch das Bewegen der Handkurbel werden im Inneren der Maschine Siebe in Rotation versetzt; außerdem entsteht ein Luftstrom, der die Spreu aufgrund ihres geringen Gewichts davonbläst. Das Korn und andere schwerere Fremdkörper wie bspw. Steine verbleiben in der Windfege und werden über die rotierenden Siebe zu verschiedenen Öffnungen (Sortierflächen) befördert.
Die Windfege verfügt bereits über einen Elektromotoranschluss. Das Antreiben der Maschine musste also gar nicht mehr ausschließlich mit der Hand betrieben werden.
Den Namen des Herstellers kann man aus der gedruckten Aufschrift auf dem Windradgehäuse entnehmen: „S. Gassenheimer & Sohn Hildburghausen“. Dieses Objekt bietet uns einen Zugang zum jüdischen Unternehmertum in Südthüringen. Der Firmenname „S. Gassenheimer & Sohn Hildburghausen“ bezieht sich auf den Kaufmann Salomon Gassenheimer, der aus Bibra nach Hildburghausen umsiedelte und 1892 eine Firma für den Handel und die Reparatur von landwirtschaftlichen Maschinen gründete. Das erste Kontor von Salomon Gassenheimer mit Werkstatt stand in der Nähe des Stadttheaters Hildburghausen. Nach seinem Tod 1898 wurde die Firma von seinen Söhnen geleitet. 1908 entstand ein neuer Betriebsstandort auf der Wiesenmühle in Hildburghausen. An diesem Standort bauten sie ihre eigene Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen mit Dampfsägewerk und Lohnschneiderei. Das Angebot an Produkten erweiterte sich auch im Bereich Lichtinstallationen und Transmissionsgeräte. Unsere Windfege mit Elektromotoranschluss muss aus dieser Periode stammen.
1937 musste Louis Gassenheimer die Fabrik unter Wert an die linientreue Firma „Paul Kätsch Sömmerda“ verkaufen. Louis Gassenheimer wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und ermordet. Die neue Ausrichtung seiner ehemaligen Fabrik diente zunächst der Wehrmacht. Dieser Zeitpunkt markiert auch das Ende der Produktion von landwirtschaftlichen Maschinen, aber noch längst nicht das Ende ihrer Bedeutung für die Metallindustrie in Hildburghausen. Der von der Familie Gassenheimer aufgebaute Standort war etwa 60 Jahre lang ein wichtiger Betrieb für Metallverarbeitung und Holzbearbeitung in der Stadt.