Der Schrank als Möbelstück löste die Truhe sukzessive als Aufbewahrungsort für Kleider und Leinen ab, bis er im 19. Jahrhundert auch in ländlichen Gegenden Einzug hielt. Bemalungen auf Schränken oder Truhen ist seit dem hohen Mittelalter bekannt, doch entwickelte sich die ganzflächige Möbelmalerei erst Mitte des 17. Jahrhunderts. Das hatte den Vorteil, dass man billigere Holzsorten verwenden konnte und Schränke auch für jedermann erschwinglich wurden.
Dieses Exponat stammt ursprünglich aus Sonneberg. Der farbige Bauernschrank steht auf runden und flachen Füßen, die verhindern, dass der profilierte Schrankabschluss den Boden berührt. Der Schrankaufsatz ist in ebensolcher Art ausgeführt und farblich differenziert in rot, beige, blau und weinrot gefasst. Ein fortlaufendes Rankenmuster ziert die Leisten des Kranzgesimses. Ein breites, rotes Band trennt den Schrankkorpus vom Aufsatz. Oberhalb der Türen gibt ein weißes Schriftband »M.B. Wickleinin, 1807« Aufschluss über Vorbesitzer und Fertigungsjahr des Schranks.
Die Grundfarbe des Schranks ist ein kräftiges Blau. Der Mittelbalken der Türen ist durch eine rot gefasste Leiste hervorgehoben. Das Dekor auf den Türflügeln ist jeweils in zwei rechteckige Felder unterteilt, die in den Farben beige, rot und grün Darstellungen von Amphoren mit Blumengebinden einrahmen. Ein Rosendekor durchbricht diese strenge Untergliederung, indem ein Stamm die Mittelachse der Türen durchwächst und Blüten in weiß und rosa ausbildet. Zusätzliche Bildfelder, die Blumengestecke zeigen, sind an den Seiten des Bauernmöbels aufgebracht. Durch sein reiches und farbenprächtiges Dekor dokumentiert der Bauernschrank, der heute im Bauernhaus aus Witzelroda zu besichtigen ist, die Veränderung der Wohnkultur im ländlichen Raum.