

Kinderschlitten, 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Holz, verzapft; Eisen/Metall, geschmiedet
Länge: 51 cm, Höhe: 18 cm, Breite: 29 cm
HMKV, Inv.-Nr. II 3557
Literatur
Kammel, Frank Matthias: Heiße Kufen. Schlittenfahren: Repräsentation, Vergnügen, Sport (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum 10), Nürnberg 2007.
Von früher Kindheit an gehört das Schlittenfahren zum Winter dazu. Obwohl in den letzten Jahren die Schneemengen deutlich abgenommen haben und einige Winter auch im Thüringer Wald schneefrei geblieben sind, wird die Sehnsucht und die Vorstellung vom Winter nach wie vor mit vergnüglichem Schlittenfahren in Verbindung gebracht.
Ursprünglich als Transportmittel zum Beispiel für Heu oder Holz genutzt, wurden Schlitten alsbald auch zum Rodeln verwendet. Der Kinderschlitten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ein herausragendes Objekt unserer Schlittensammlung. Das Sitzbrett ist mit den beiden vorn abgerundeten und nach oben dekorativ geschwungenen Kufen verzapft. An den seitlichen Verbindungsstellen hat das Sitzbrett je einen halbkreisförmigen Vorsprung, der möglicherweise auch zum Festhalten beim Fahren genutzt wurde. Die Unterseiten der Kufen sind zum besseren Gleiten im Schnee mit Metall beschlagen. Eine niedrige, abgerundete Rückenlehne und ein am oberen Rand dekorativ geschwungenes Fußbrett sind gleichfalls mit den Kufen verzapft, so dass eine Art Sitzmulde entsteht, in der ein Kleinkind Platz findet. In der Mitte des Fußbretts ist ein Loch zum Befestigen des Zugseils. Bemerkenswert ist die dekorative Gestaltung des Schlittens. Die Oberkanten der Holzbretter sind formschön geschwungen und abgerundet, so dass kleine Kinderhände gut daran Halt finden. Die Rückenlehne ist mit einem kreisrunden Kerbschnittornament versehen und in die Sitzfläche sind der Name „E Göcking“ und die Jahreszahl „1864“ geschnitzt. Vermutlich handelt es sich um eine Eigentümerbezeichnung, damit der Kinderschlitten am Ende des Rodeltages wieder zugeordnet werden konnte. Ob die Jahreszahl die Entstehung des Kinderschlittens angibt oder womöglich in Verbindung gebracht werden kann mit dem Geburtsjahr des Kindes muss dahingestellt bleiben. Die Gebrauchsspuren am Schlitten – der offensichtlich erneuerte Metallbeschlag der rechten Kufe und die Verfärbungen und Risse im Holz – deuten auf fröhliche Schlittenfahrten hin.
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